06.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kommentar
Neues Linksbündnis

Keine Zeit für Reiterspiele


Oskar Lafontaine und Gregor Gysi: An der Spitze waren die Leitpferde in Windeseile gesattelt. Die beiden zwar eitlen, aber kampferprobten roten Rösser wissen, wann es auf eine schnelle Entscheidung ankommt. Dahinter aber, in den Koppeln von PDS und der Wahlalternative der SPD-Abweichler, geht es noch drunter und drüber.
Dabei hemmt nicht nur der übliche sozialistische Hang, bei Streitfragen immer gleich »grundsätzlich«Êzu werden, den Aufbau einer gemeinsamen Plattform. Die Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit hatte selbst noch zu wenig Zeit für einen programmatischen Ausritt auf alle Politikfelder. Die PDS wiederum tut sich schon deshalb schwer, weil sie nicht nur eine linke Partei ist, sondern mindestens ebenso das regionale Sammelbecken für den Ost-Protest gegen »die da im Westen«.
Die Aussicht auf einen sicheren Sprung in den Bundestag wird aber dafür sorgen, dass die Herde schon alle Hindernisse überspringen wird. In diesem Fall könnten die neuen Alt-Linken der SPD endgültig den Sieg kosten. Schaffen sie sogar die Zehn-Prozent-Hürde, wird es auch für Merkels schwarzgelbe Schwadron schwer. Dann schlägt womöglich doch die Stunde der »großen« Koalition. Bernhard Hertlein

Artikel vom 06.06.2005