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Wincor Nixdorf entwickelt sich
zum Liebling der Aktionäre

Börsennotierte Unternehmen schütteten 20,3 Milliarden Euro aus

Von Dietmar Kemper
Paderborn (WB). Wincor Nixdorf verwöhnt die Aktionäre. Der Hersteller von Geldautomaten und Kassensystemen aus Paderborn zahlt für das vergangene Geschäftsjahr 1,21 Euro Dividende je Aktie aus.

»Wincor Nixdorf hat sich gut an der Börse eingerichtet - solche Unternehmen wünschen sich Aktionärsschützer«, sagte Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) dieser Zeitung. Innerhalb eines Jahres legte der Aktienkurs um 60 Prozent zu, im September rückte Wincor Nixdorf in den MDax auf. Beileibe nicht alle börsennotierten Unternehmen schütten für 2004 eine Dividende aus. 60 Prozent der 952 Firmen bleiben sie schuldig, ermittelte die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Für das Geschäftsjahr 2004 würden 20,3 Milliarden Euro an die Anleger ausgeschüttet, 36 Prozent mehr als im Vorjahr. Am meisten hätten sich die Dax-Werte gelohnt. Die Anteilseigner dürfen sich über 15,1 Milliarden Euro und damit gut drei Viertel der gesamten Dividendensumme freuen.
Als Spitzenreiter erwies sich die vielgescholtene Deutsche Telekom, die nach einer Nullrunde im Vorjahr 2,6 Milliarden Euro locker machte. Es folgen der Energiekonzern E.ON mit 1,6 Milliarden Euro und der Autobauer DaimlerChrysler mit 1,5 Milliarden Euro. Zur Freude der Aktionäre besserten 21 der 30 Unternehmen im Leitindex ihre Ausschüttung im Vergleich zum Vorjahr auf. Nur beim Chiphersteller Infineon und der HypoVereinsbank fiel die Dividende ins Wasser. Beim MDax guckten die Anteilseigner von neun Unternehmen, beim SDax von 19 und beim TecDax von 17 Firmen in die Röhre.
Nach der Auswertung der DSW bekamen die Aktionäre durchschnittlich 28 Cent je Aktie - sieben mehr als im Geschäftsjahr zuvor. Die Interessenorganisation von 25 000 Privatanlegern fordert, dass grundsätzlich 50 Prozent des Gewinns ausgeschüttet werden. So weit ist es aber längst noch nicht. Die 30 Unternehmen im Dax hätten für 2004 durchschnittlich nur 36 Prozent weitergegeben. Wincor Nixdorf hat angekündigt, künftig 50 Prozent des Überschusses als Dividende auszuzahlen.
Warum die meisten zögern, erklärt Jürgen Kurz mit der angespannten Wirtschaftslage und der Herr-im-Haus-Mentalität: »In Vorständen hat sich das Denken breit gemacht, dass das Unternehmen ihnen gehöre und der Überschuss besser in eine Kriegskasse fließen sollte statt zu den Aktionären.« Wer so denke, laufe allerdings Gefahr, »ein leichtes Opfer von Hedge Fonds« zu werden. Das sind hochspekulative Investments, die etwa auf Fusionen setzen und hohe Renditen versprechen, selbst wenn die Kurse fallen.
Was die Dividenden für 2004 angeht, ergibt sich für die Unternehmen in OWL folgendes Bild: AVA (60 Cent je Aktie geplant), Ahlers (90 Cent je Stamm- und 95 Cent je Vorzugsaktie), Balda (20 Cent), Gildemeister (keine), Ehlebracht (keine), Gerry Weber International (35 Cent), Bankverein Werther (keine), Kampa (20 Cent), syskoplan (26 Cent), Paragon (10 Cent), PC Specialist (40 Cent), Itelligence (keine), Westag und Getalit (geplant 48 Cent je Stamm- und 54 Cent je Vorzugsaktie).

Artikel vom 04.06.2005