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Die »Realisten« scheitern am Wunschdenken

Diskussion um Grundschul-Grundstück in Dalbke - SPD forderte Umwidmung für Wohnungsbau

Sennestadt (pss). Er fühle sich als Realpolitiker, während die, die sich ansonsten realistisch geben, Visionen nachhingen. So Dr. Jörg van Norden (Bündnis 90/Die Grünen) in Richtung CDU, BfB und FDP. Eine »erstaunliche Rolle« die ihm da zufalle.

Es war der Tagesordnungspunkt 12.4 der Bezirksvertretersitzung am Donnerstagabend, der eine kontroverse Diskussion auslöste. Die SPD hatte - für Außenstehende ganz unverfänglich - beantragt, das für einen Grundschulneubau vorgesehene Grundstück im Siedlungsgebiet Dalbke zwischen den Straßen Am Schlingvenn und Am Wiesenhof umzuwidmen und für die Wohnbebauung freizugeben. Ein eventueller Überschuss aus dem Verkauf des Grundstückes solle der Entwicklung der Grundschulen in Sennestadt zur Verfügung gestellt werden.
Kaum war der Antrag verlesen, ging Udo Buse auf die Barrikaden. »Unmöglich«, bewertete er den SPD-Antrag. An dem Schulstandort müsse unbedingt festgehalten werden, das Grundstück dürfe nicht aufgegeben werden, man müsse auch langfristig denken. Eines Tages sei wieder mehr Geld in der kommunalen Kasse, dann könne auch eine Grundschule Schule gebaut werden.
Ablehnung pur auch bei Klaus Weise (CDU). Er könne sich sehr wohl vorstellen, dass in Dalbke und Heideblümchen die Geburtenrate in die Höhe gehe und eine Schule in Dalbke notwendig werde, zumal die Hans-Christian-Andersen-Schule als Grundschule für die Kinder aus Dalbke marode sei.
Detlef Meyer (CDU) sah in den SPD-Antrag gar den Beweis dafür, dass bei vielen Sennestadt an früheren B 68 ende, überhaupt kein Interesse besteh, Dalbke und Heideblümchen attraktiver zu machen. Er verwies darauf, dass in diesen Gebieten die Sennestädter Bevölkerung wachse und nicht im Kern Sennestadts.
Auch Peter Flockenhaus, CDU-Fraktionschef, will an den Schulstandort festhalten. Auch aus dem Grund, dass auf diesem Grundstück eine andere Nutzung, etwa in Form einer Gemeinschaftseinrichtung, möglich sei. Eine Umwidmung lehne er ab.
Da rannte van Norden mit seinen Hinweisen auf die demographische Entwicklung gegen eine Wand. Es sei eine Illusion daran zu glauben, dass dort irgendwann einmal eine Grundschule hinkommt. Die Schülerzahlen würden in naher Zukunft drastisch zurückgehen, wie kürzlich in der Bezirksvertretung von den Fachleuten erläutert worden sei. Man brauche nur die damalige Vorlage zu lesen und die daran enthaltenden Fakten zu würdigen, dann könne man klar erkennen, dass es keine Grundschule geben werde. »Wunschdenken«, erklärte er.
Auch Elke Klemens (SPD) sah es als völlig illusorisch an, bei den zu erwartenden rückläufigen Schülerzahlen noch an eine neue Grundschule zu glauben. Man solle nicht an das Schulgrundstück festhalten.
Vergeblich. Das »bürgerliche Lager« mit CDU, BfB und FDP ließ den Antrag scheitern, dem nur die SPD und Bündnis 90/Die Grünen zustimmten. Der »Realpolitiker« Dr. Jörg van Norden hatte sich nicht durchsetzen können.

Artikel vom 04.06.2005