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Lösen Windpocken
Schlaganfälle aus?

Studie der Uni Münster sieht Zusammenhang

Münster (dpa). Windpocken können bei Kleinkindern Schlaganfälle auslösen. Darauf hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) unter Berufung auf eine Studie der Universitäts-Kinderklinik Münster verwiesen.
»Bewiesen ist das bei maximal fünf Prozent der kleinen Schlaganfall-Patienten«, berichtete Studienleiterin Ulrike Nowak-Göttl. Bei den jungen Patienten seien Antikörper des Windpockenvirus im Gehirnwasser gefunden worden. »Diese Fälle sind extrem selten«, betonte die Ärztin.
»200 bis 300 Kinder bundesweit erleiden pro Jahr einen Schlaganfall«, sagte die Studienleiterin. Das Klinikum in Münster sammelt seit 1996 Daten zu Hirninfarkten im Kleinkindalter. Mehr als 700 Schlaganfallpatienten wurden bisher untersucht. Bei zehn Prozent der jungen Schlaganfallpatienten gibt es nach Angaben von Nowak-Göttl bisher den Verdacht auf einen Zusammenhang zwischen einer Windpocken-Erkrankung und einem Schlaganfall. Die Angaben gelten für Kinder, die älter als sechs Monate sind.
Es gebe zwei Gründe für einen Schlaganfall durch das Windpocken-Virus, erklärte die Medizinerin: Es verenge unter Umständen die Gefäße oder bilde Antikörper, die das Blut verdickten. Beides könne zum Hirninfarkt führen. Die Erkenntnisse der Forscher bedeuten für Nowak-Göttl allerdings nicht, dass sofort alle Kinder gegen Windpocken geimpft werden sollten. »Es ist noch völlig unklar, ob nicht auch die Impfungen zu Schlaganfällen führen«, ergänzte die Ärztin.
Die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts in Berlin (RKI) hingegen hatte erst im vergangen Jahr vor einer Vernachlässigung der Kinderimpfung gegen Windpocken gewarnt. Sie empfahl, alle Kinder gegen das Virus zu schützen. Nur so könnte die Krankheit, an der nach Schätzungen bundesweit etwa 750 000 Kinder jährlich erkranken, eingedämmt werden. Windpocken heilen meist von alleine aus. In seltenen Fällen kann es neben Schlaganfällen jedoch zu Entzündungen des Gehirns, der Lunge, des Mittelohrs oder des Herzmuskels kommen.
www.kinderaerzte-im-netz.de
http://paediatrie.uni-muenster.de

Artikel vom 06.06.2005