Zigarren Hessberger in der Altstadt wird 100 Jahre
Von Michael Diekmann und Hans-Werner Büscher (Fotos) Bielefeld (WB). Die Luft duftet geheimnisvoll nach Tabak aus fernen Ländern. Draußen vor der offenen Ladentür pulsiert das Leben der Altstadt. Fehlen nur drei kubanische Instrumentalisten Marke Buena Vista. Allerdings: Genug Tradition hat das Zigarrenhaus Hessberger auch so. Es wird 100 Jahre.
Wer Inhaber Jürgen Hoffmann in seinem Element beobachtet, spürt schnell die persönliche Note. Stammkunden schauen in der Obernstraße 53 vorbei. Zigarettenpackungen werden gern geöffnet. Zigarrenliebhabern liest er Wünsche von den Augen ab, taucht mit ihnen tief ein in das Paradies aus mehr als 550 verschiedenen Sorten Zigarren. Solche wie die streng limitierte kubanische zum Stückpreis von 43 Euro. So eine habe er sich zurück gelegt, werde sie sich zum Abschluss der Jubiläumswoche genüsslich zu einem Glas Whiskey anzünden und besinnlich genießen. Natürlich ist Jürgen Hoffmann Genussmensch. Seit 1999 führt er das Traditionshaus an der oberen Obernstraße in Eigenregie. Über die Sanitärbranche und das Zeitschriftengeschäft kam der Kaufmann irgendwann zu Tabakwaren und 1999 zum eigenen Geschäft. Heute setzt er mit Begeisterung die Tradition im kleinen Eckgeschäft fort, das 1905 zum Deutschen Haus gehörte. Gegründet von der Firma Ohlig & Mantz als Handelshaus, war es 1936 von Mitarbeiter Walter Hessberger übernommen worden. Dokumente glorreicher Zeiten und schlechter Jahre hat Jürgen Hoffmann im Jubiläumsjahr zu einer kleinen Ausstellung zusammen getragen. Beispielsweise das Schild »Zigarren heute ausverkauft« aus der Zeit, als auf Bezugsschein gequalmt wurde. Oder Erinnerungen an die Zeit, als nach der Ausbombung im Stammhaus ausnahmsweise Tabak im Ratsgymnasium verkauft wurde. In den pulsierenden Zwanziger Jahren fuhr die Straßenbahn direkt vor dem Laden vorbei. Da sprang man direkt von der hinteren Plattform ab, um sich eine Zigarre zu kaufen. Bis 1990 war Hessberger, unterstützt von Tochter Bärbel, selbst im Laden aktiv gewesen. Heute verkauft Hoffmann 230 Sorten Zigaretten, aber auch Hausmarken in Pfeifentabak und Zigarren »Die große Leidenschaft«. Zu berichten weiß Hoffmann aber auch, dass Namen manchmal im wahren Sinn Schall und Rauch sind. Die Zigarensorten »Blütenduft» und »Blütenweiß« haben zumindest bei Hausfrauen - angesichts der Gardinenfrage - keine Furore gemacht. Wie echte Zigarren entstehen kann, man am Donnerstag von 12 bis 17 Uhr erleben. Dann dreht die Kubanerin Maykeles Zayas vor Publikum.
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