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»Merkwürdiges
Gefühl« für alle

Oberliga: VfB Fichte gastiert in Verl

Bielefeld (WB/jm). Eine »merkwürdige« Premiere für Mario Ermisch wie für den VfB Fichte. Der Mann, der als Trainer elf Jahre lang an der Rußheide das Zepter schwang und maßgeblichen Anteil am sportlichen Aufstieg in die Oberliga hatte, steht am Sonntag (Anpfiff: 15 Uhr) auf der anderen Seite. An der Verler Poststraße treffen die Bielefelder mit Josef Cinar einen weiteren »Verflossenen« wieder.

»Ein bisschen komische Gefühle« werden zwar zugegeben, gleichwohl mühen sich alle, das OWL-Duell möglichst emotionslos anzugehen. »Das ist doch nichts Besonderes«, findet Ermisch und hofft auf »ein vernünftiges Spiel. Ich bin froh, dass es um nichts geht. Wir können nicht auf- und VfB Fichte nicht absteigen. Hinterher werden wir zusammen ein Bierchen trinken«.
VfB Fichtes Fußballobmann Rainer Goldmann guckt ohnehin nicht zurück. »Die Zeit läuft weiter. Jetzt ist Mario in Verl tätig. Für mich ist die Sache am unproblematischsten«. Für die Spieler sei die Konstellation sicher interessanter. »Jeder wird eine Schippe drauflegen und es dem anderen beweisen wollen, dass er gut ist«.
Gespannt dürfen die Besucher darauf sein, wie sich Soner Dayangan, mit 21 Treffern gemeinsam mit Wojciech Pollok (SV Lippstadt) führender Torjäger der Oberliga, an seiner zukünftigen Wirkungsstätte präsentiert. »Ich erwarte, dass er sein Bestes gibt«, sagt Ermisch und verweist auch auf den kongenialen Sturmpartner Bayamba Belombo. Auf die Verler Innenverteidiger Frank Scharpenberg und Josef Cinar wartet jedenfalls Schwerstarbeit.
VfB Fichtes Marketing-Geschäftsführer Dirk Starke möchte einfach noch mal »ein schönes Saisonspiel« haben und filtert sogar noch einen sportlichen Wert heraus. »In der zweigeteilten Tabelle möchten wir gerne Neunter bleiben und sozusagen die Ersten sein, die die zweite Hälfte anführen«.
Mehr als ein Jahrzehnt kickte VfB Fichte-Abwehrchef Güven Aydin unter Ermischs Regie. »Uns verbindet ein freundschaftliches Verhältnis. Ich freue mich auf das Spiel und hoffe, dass der Spaßfaktor nicht zu kurz kommt. Natürlich wollen wir unserem Trainer einen schönen Abschied bereiten. Aber es geht doch wirklich nur um die goldene Ananas«. Angesichts der Tatsache, dass Defensivnachbar Carsten Block in der Vorwoche seinen ersten Saisontreffer markieren konnte, grinst Aydin: »Ich habe bislang noch kein Tor erzielt. In Verl bin ich jetzt dran«.
Der Bielefelder Trainer Dr. Jörg Weber möchte sich mindestens mit einem Remis in Richtung FC Gütersloh verabschieden. Ein Zähler fehlt ihm noch, um die 40-Punkte-Marke seit seinem Amtsantritt voll zu machen. »Es wäre einmalig, ein Traum, wenn wir den neunten Platz halten könnten. Aber dazu bräuchten wir einen Sieg, um sicher zu gehen«.
Dass der Großteil seiner Schützlinge gegen den früheren Trainer spielt, nutzt er als Motivationshilfe. »Ich brauche nicht viel zu sagen. Die wollen es ihm bestimmt zeigen«. Für die dritte Halbzeit hat Weber Vorstand und Spieler samt Frauen zum Ausstand ins Restaurant »Friedenslinde« nach Sende eingeladen, was Dirk Starke als »tolle Geste« empfindet. Jörg Weber leicht wehmütig: »Es war hier eine schöne Zeit für mich«.

Artikel vom 04.06.2005