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Fast perfekte
deutsche Welle
am ersten Tag

Haas und Mayer weiter - Popp floppt

Von Hans Peter Tipp
Halle (WB). Schon vor dem heutigen »German Players Day«, dem Tag der deutschen Spieler, verscheuchten die deutschen Sand-Weltmeister auf dem Rasen von Halle den Frust von Paris. Bei den mit 685 000 Euro dotierten 13. Gerry Weber Open wirkte der ostwestfälische Wohlfühlfaktor gestern wieder einmal wahre Wunder. Florian Mayer und Thomas Haas zogen gegen starke Gegner überzeugend in die zweite Runde ein.

Allein Alexander Popp tanzte gegen Marat Safin aus der Reihe. Nach nur 57 Minuten machte es schon »plopp«, und die Hoffnung des 28 Jahre alten Wild Card-Spielers war geplatzt. »Ich bin ein bisschen ratlos. Ich hatte im Training eigentlich gut gespielt«, rätselte der Mannheimer, dem gegen den Weltranglisten-Zweiten aus Russland zwar ein schnelles Break gelang - mehr aber auch nicht.
6:3, 6:2 hieß es nach nur 57 Minuten für den Russen, der damit erstmals in Halle die zweite Runde erreichte. Der Verlierer will nun in Wimbledon durchstarten. Dort stand Popp zwei Mal im Viertelfinale, dort soll sich nach überstandener Schulterverletzung diese Erfolgsgeschichte wiederholen: »Ich muss die erste Runde überstehen, dann ist vieles möglich.«
Trotz des ersten Rasensieges seit drei Jahren war Safin alles andere als glücklich. Seit zwei Monaten zwickt das Knie so sehr, dass der 25-Jährige gestern sogar eine längere Turnierpause in Betracht zog, um sich in Ruhe auskurieren zu können. Er schloss nicht aus, sich schon aus Halle vorzeitig abmelden zu müssen. Safin: »Es ist eine schwierige Entscheidung. Ich weiß gar nicht, ob ich die allein treffen kann. Dazu brauche ich eigentlich ein ganzes Komitee.«
Als erster Deutscher stürmte gestern der Weltranglisten-Senkrechtstarter des Vorjahres (von 254 auf Platz 33) Florian Mayer in die zweite Runde und wusste nach seinem rasanten Auftritt überhaupt nicht, was er davon halten sollte. Eigentlich hatte er sich bislang stets als Sandplatzliebhaber gefühlt. Gestern musste er umdenken. Mayer: »Ehrlich gesagt: Ich weiß echt nicht mehr, was mein Lieblingsbelag ist. Ich kann es nicht mehr sagen, weil ich zuletzt auf Sand so schlecht gespielt habe.« Wohl wahr: Vier Mal wurde er zuletzt in der ersten Runde verbuddelt.
Dank eines guten ersten Aufschlags hatte er den in beiden Weltranglisten vor ihm platzierten Russen Mikhail Youzhny jederzeit gut im Griff. »Ich habe richtig gut aufgeschlagen. Eigentlich hätte ich 6:4, 6:4 gewinnen müssen«, sagte Mayer, der vor einem Jahr in Wimbledon das Viertelfinale erreicht hatte.
Für die schnellste Welle sorgte Thomas Haas. Er bestätigte gestern eindrucksvoll mit 6:4, 6:1 gegen den Tschechen Jiri Novak seinen Aufwärtstrend. Nach 54 Minuten war der Spaß vorbei, und der 27 Jahre alte Hamburger war froh, eine alte Rechnung beglichen und sich für die Viertelfinalniederlage des Vorjahres revanchiert zu haben. Sein Rasen-Rezept klingt einfach: »Man muss versuchen, immer konzentriert zu sein und die big points zu machen.«
Das könnte auch in Runde zwei gegen den Österreicher Jürgen Melzer zum Erfolg führen. Auch hier hat Haas etwas gut zu machen: »Gegen ihn habe ich im Frühjahr in Houston auf Sand verloren.« Dass er sich auf Rasen nicht wohl fühle, wies der Deutsche vehement zurück: »Es macht mir großen Spaß, auf Gras zu spielen. Ich hatte bislang nur nicht den großen Erfolg.« Vielleicht ändert sich das ja diese Woche.

Artikel vom 07.06.2005