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Anklage spricht
von »Raubtier«

Die Plädoyers im Jackson-Prozess

Santa Maria (dpa). Im Jackson-Prozess sind die Schlussplädoyers gehalten worden. Während der Verteidiger Michael Jackson als naives Opfer von Betrügern darstellte, zeichnete der Staatsanwalt das Bild eines pädophilen Raubtiers.

Jacksons Anwalt Thomas Mesereau stellte in seinem Schlussplädoyer vor dem Gericht in Santa Maria (Kalifornien) den heute 15-jährigen Beschuldiger erneut als Lügner dar. Der Junge und dessen Familie planten mit ihren fabrizierten Vorwürfen gegen den Sänger »den größten Betrug ihres Lebens«, führte Mesereau vor der zwölfköpfigen Jury aus.
Staatsanwalt Ron Zonen zeigte der Jury am Freitag noch einmal Auszüge aus einem Polizeivideo, in dem der damals 13-jährige Junge den angeblichen Missbrauch durch Jackson beschreibt. Nach dessen Schlusswort hat der Vorsitzende Richter den Fall am Freitag den Geschworenen übertragen. Nach Fortsetzung der Juryberatungen am Montag könnte dann bereits in der nächsten Woche das Urteil gegen den Sänger fallen.
Der schwach wirkende Angeklagte war mit Familien-Verstärkung vor Gericht erschienen. Jackson wurde von seinen Eltern und fünf Geschwistern, darunter Janet und LaToya Jackson, begleitet. Fans bereiteten ihnen mit Sprechchören einen lautstarken Empfang. Nach Angaben des Senders FoxNews hatte sich der Popstar über Nacht wegen Dehydrierung in einem Krankenhaus behandeln lassen. Jackson sei nicht krank, sondern nur »sehr müde«, hatte Sprecherin Raymone Bain am Donnerstag versichert.
Die Vorwürfe gegen Michael Jackson seien »absurd«, sagte Mesereau in seinem Schlussplädoyer. Sie stammten von einer Familie, »in der die Kinder zum Betrügen und Lügen« erzogen wurden. Eine Verurteilung Jacksons »über jeden vernünftigen Zweifel hinweg« sei daher nicht möglich. Den Sänger stellte er als »naives« Opfer einer Familie von »Betrügern, Schauspielern und Lügnern« dar, die sich an dem Entertainer bereichern wollten.
Die Anklage hatte Jackson in ihrem knapp dreistündigen Plädoyer als pädophiles »Raubtier« beschrieben, das seine jungen Opfer zur eigenen Befriedigung in die »Welt des Verbotenen« und »in sein Vertrauen, sein Schlafzimmer und in sein Bett« lockte. Staatsanwalt Zonen sprach von »Ausnutzung und sexuellen Missbrauch« eines 13-jährigen Jungen durch einen berühmten Sänger und stellte Jackson als Serientäter dar.
Der Popstar soll im Frühjahr 2003 einen damals 13-jährigen Jungen auf seiner Neverland-Ranch mehrfach sexuell belästigt, mit Alkohol gefügig gemacht und sein angebliches Opfer und dessen Familie dort festgehalten haben. Im Fall eines Schuldspruchs drohen Jackson mehr als 20 Jahre Haft.

Artikel vom 04.06.2005