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Wer spielt? Klinsmann hat Geheimnisse

Deutsche Nationalmannschaft probt in Belfast gegen Nordirland für den Confederations Cup

Belfast (dpa). Der Bundestrainer übte sich in ungewohnter Geheimniskrämerei: Mit einem Geheimtraining in Belfast und ohne jeden Hinweis auf die Aufstellung wartete Jürgen Klinsmann vor dem Testspiel an diesem Samstag in Nordirland (20.30 Uhr/live in der ARD) auf.
Die dunklen Regenwolken bei der Ankunft in Belfast schienen symbolisch für das Stimmungsbild der deutschen Nationalmannschaft, dessen Vorreiter Klinsmann angespannt wie selten in seiner gut zehnmonatigen Amtszeit wirkte. Denn er sorgt nach dem missglückten Trainingsspiel gegen den FC Bayern und den personellen Rückschlägen durch die Absagen von Dietmar Hamann und Miroslav Klose offenar doch.
Klinsmann verweigerte auch eine Auskunft zur möglichen Aufstellung. »Ich kann gar nichts verraten«, behielt er seine personellen Planungen für sich. Nicht einmal auf den Torhüter legte sich der 40-Jährige fest. Beim Abschlusstraining machte der Chefcoach zudem nach 15 Minuten Warmmachen die Schotten dicht.
Assistenztrainer Joachim Löw erklärte, dass es im Hinblick auf den Confederations Cup auf mehreren Positionen noch offene Konkurrenzkämpfe gebe, die an diesem Samstag sowie am Mittwoch gegen Russland ausgetragen werden. »Die Entscheidung, wer am 15. Juni gegen Australien beginnt, ist sicherlich noch nicht gefallen.«
Dabei halten sich die personellen Alternativen für das Trainer- Team ohnehin in Grenzen. In der Defensive muss Klinsmann auf eine »Bubi-Abwehr« setzen, in der keiner der Beteiligten mehr als fünf Länderspiele hat. Lediglich auf der rechten Seite könnte mit Arne Friedrich (25 Länderspiele) oder Andreas Hinkel (12) eine gestandene Kraft zum Einsatz kommen. Gute Chancen hat aber auch der Bielefelder Patrick Owomoyela, der bisher fünf Länderspiele bestritt und am vergangenen Dienstag beim Test gegen die Bayern über 90 Minuten zum Zuge kam. Auch im Angriff dominiert der Jugend-Stil: Kevin Kuranyi (VfB Stuttgart/23 Jahre) wird wohl mit dem Kölner Lukas Podolski stürmen, der am Spieltag in Belfast seinen 20. Geburtstag feiert. Verzichten muss der Bundestrainer auf den verletzten Bremer Miroslav Klose.
Nur im Mittelfeld kann Klinsmann aus dem Vollen schöpfen. Möglich ist ein kompletter Bayern-Block mit Ballack, Torsten Frings, Sebastian Deisler und Bastian Schweinsteiger, der seinen Vertrag beim Deutschen Rekordmeister vorzeitig bis zum 30. Juni 2009 verlängerte. Allerdings machen sich auch der Bremer Fabian Ernst und Bernd Schneider von Bayer Leverkusen Hoffnungen auf einen Platz in der Anfangself. Klinsmann sagte vor seinem zehnten Länderspiel auf der DFB-Trainerbank nur: »Für uns ist es sehr spannend, den Entwicklungsprozess weiterzuführen. Um das Gerüst werden wir immer wieder Dinge ausprobieren.«
Die Nordiren scheinen da der ideale Sparringspartner zu sein, denn sie zählen aktuell nur noch zur dritten Garnitur Europas. In der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2006 standen sie von Anfang auf verlorenem Posten, haben erst drei Punkte gesammelt. Zudem hat Coach Lawrie Sanchez eklatante Personalsorgen. Die Schwächen gelte es auszunutzen, forderte Michael Ballack: »Man muss schon versuchen, Druck aufzubauen, um eine Turniersituation zu simulieren.«
Im letzten Test vor dem Confederations Cup vom 15. bis 29. Juni erwartet Deutschland am Mittwoch (20.45 Uhr) in Mönchengladbach Russland. Beim Confed Cup als WM-Generalprobe trifft die Nationalelf dann am 15. Juni in Frankfurt auf Australien (21.00), am 18. Juni in Köln auf Tunesien (18 Uhr) und am 21. Juni in Nürnberg auf Argentinien (20.45 Uhr). In der zweiten Gruppe treten Brasilien, Griechenland, Mexiko und Japan gegeneinander an.

Artikel vom 04.06.2005