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Auszubildende
lehnt Massage
von Füßen ab

»Mit Glauben nicht vereinbar«

Von Christian Althoff
Höxter (WB). Fußzonenreflexmassage widerspricht nach Ansicht einer Auszubildenden aus dem Kreis Paderborn dem christlichen Glauben.
Masseurin Regina Falter sieht keinen Gewissenskonflikt. Foto: Spiegel
Die junge Baptistin, die in Höxter eine Lehre zur Masseurin und Medizinischen Bademeisterin macht, hat deshalb bei der Kreisverwaltung beantragt, sie von dem entsprechenden Unterricht zu befreien. Das bestätigte am Freitag Burkhard Schwannecke, der Sprecher des Kreises Höxter.
Die Frau besucht die Prof. Lampert-Schule, eine staatlich anerkannte Lehranstalt für Massage, die der Weserberglandklinik in Höxter angegliedert ist. Zwei Jahre dauert die Ausbildung, ein Unterrichtsbestandteil sind Theorie und Praxis der Fußzonenreflexmassage. Peter Bouchette vom Verband Physikalische Therapie (VPT) in Münster: »Bei dieser Behandlungsform werden über bestimmte Zonen am Fuß andere Körperpartien erreicht.« Eine wissenschaftliche Untersuchung über die Wirkungsweise gebe es zwar bis heute nicht, aber die Erfahrung zeige, dass es eine »hochwirksame Behandlungsmethode« sei, mit der beispielsweise Kopfschmerzen beseitigt werden könnten.
Die Baptistin hat nun an die Kreisverwaltung geschrieben, dass die Bibel der Maßstab für ihr Leben sei. Die »philosophischen Grundlagen« der Reflexzonenmassage widersprächen jedoch dem biblischen Menschenbild. Deshalb bitte sie darum, aus Glaubens- und Gewissensgründen vom Unterricht befreit zu werden, sofern dort die entsprechenden Handgriffe gelehrt würden. Dem WESTFALEN-BLATT sagte die Frau: »Bei der Reflexzonenmassage geht es auch um Energieübertragung, und die ist nicht von Gott gewollt. Diese Massageform scheint mir zu sehr im Okkulten verwurzelt zu sein, als dass ich sie mit meinem Glauben vereinbaren kann.«
Der Kreis Höxter sieht allerdings als Aufsichtsbehörde für die Examensprüfung keinen Ermessensspielraum, da die Fußzonenreflexmassage in der bundesweit einheitlichen Ausbildungsordnung für Masseure vorgeschrieben wird. »Und an diese Vorgaben müssen wir uns halten«, erklärte Schulleiter Hugo Huppertz.
Die Schülerin sagte, sie sei allenfalls bereit, am theoretischen Untericht zur Reflexzonenmassage teilzunehmen - in der Hoffnung, dass ihr Gott beim Examen die entsprechende praktische Prüfung erspare. Kreisverwaltung und Bezirksregierung sind allerdings der Auffassung, dass die Frau ohne Ausbildung in diesem Fach erst gar nicht nicht zur Prüfung zugelassen werden kann.
Im Kreis anderer Freikirchler ist die Position der Baptistin nicht unumstritten. Regina Falter, Reflexzonenmasseurin aus Brakel (Kreis Höxter): »Ich bin Adventistin, aber ich kann in der Bibel keine Stelle finden, die mich an meiner Arbeit zweifeln lässt. Im Gegenteil: Jesus hat durch bloßes Handauflegen geheilt. Da kann es nicht verwerflich sein, jemandem durch Massage zu helfen.«
Ägidius Engel, der Sprecher des Erzbischöflichen Generalvikariats in Paderborn, erklärte am Freitag, soweit es sich bei der Behandlung um eine rein manuelle Tätigkeit handele, habe die katholische Kirche nichts dagegen. »Wenn mit der Reflexzonenmassage allerdings weltanschauliche Dinge verknüpft werden, wie es etwa der Hinduismus tut, sehen wir das Ganze sehr wohl auch kritisch.«

Artikel vom 04.06.2005