04.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Shakespeare im Schnelldurchgang

Bernd Lafrenz mit »Minne, Mord und Memmen« in der RaSpi


Bielefeld (tb). Hamlet, Othello und den Romeo: Nur wenige Schauspieler können sich rühmen diese Paraderollen des englischen Dichterfürsten William Shakespeare gespielt zu haben. Bernd Lafrenz gehört zu ihnen. Doch damit nicht genug: Der Freiburger Schauspieler brachte gleich sechs Shakespeare-Klassiker gleichzeitig auf die Bühne - und das in knapp zwei Stunden.
Seit mehr als 20 Jahren zieht Lafrenz mit seinen Stücken »lustig und frei« nach Shakespeare durch die Lande. Dabei schlüpft er allein in alle Rollen und füllt diese mit Leben. Das Original wird freilich ordentlich durchgeschüttelt, sehr zur Freude des Publikums, das Lafrenz stets unterstützt. Auch in der RaSpi taten die Bielefelder ihr Übriges dazu, um mit dem Ein-Mann-Theater einen gelungenen Abend zu erleben.
In seinem »Best-of«-Programm hat Lafrenz die besten Szenen aus sechs Stücken zusammengestellt. Hamlet, Macbeth, Romeo und Julia, König Lear, Othello und sein neues Stück Sommernachtstraum kamen in den Mixer. Diese Phantasiesprünge quer durch die Literaturgeschichte und quer durch Europa verpackte der Schaupspieler glänzend. Mit wenigen Requsiten sprang er zwischen Dänemark und Italien, zwischen Schlachtfeld und Schlafzimmer. Obendrein sorgte das hervorgagende Minenspiel für Verzückung. Auch die liebevolle Ausgestaltung von Randfiguren wie dem Herold Ferdinand aus Othello (»Von Seite 36 in den gelben Büchern. Ich habe sechseinhalb Sätze«) oder Mutter Shakespeare trugen ihren Teil zu einem wundervollen Abend bei. Nur eins verhinderte den grenzenlosen Jubel: Die wirklich lustigen Szenen wirkten teils zusammenhangslos aneinandergehängt.
Trotzdem: Wenn Lafrenz im nächsten Jahr wieder auf Einladung des Jugendkulturrings nach Bielefeld kommt, ist das aktive Publikum sicher dabei - und gespannt, welche Rolle es von Lafrenz bekommt.

Artikel vom 04.06.2005