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Neues Hören mit den alten Röhren

30 Jahre deutsche Radio-Geschichte im Stadtmuseum Bergkamen

Raritäten: Telefunken 331 »Nauen« (oben), Owin E44W (vorn) und Lumophon.Foto: dpa

Von Torben Börgers
Bergkamen (dpa). Am 31. Oktober 1923 klemmte sich Tabakverkäufer Wilhelm Hallhof einen Wäschekorb voller Geldscheine unter den Arm und stapfte durch das herbstliche Berlin zum Postamt an der Turmstraße. Für 350 Milliarden Papiermark erwarb der Geschäftsmann dort eine »Genehmigungsurkunde zum Betrieb eines Rundfunkempfängers« - die erste der deutschen Radiogeschichte. Vom 5. Juni bis 21. August ist das Zeitdokument als eines von mehr als 50 Sammlerstücken in der Ausstellung »Hören mit Röhren« im Stadtmuseum zu sehen.
Ein Rundgang führt den Besucher durch die ersten 30 Jahre deutscher Radiogeschichte. Als stumme Zeugen stehen die Pioniergeräte der Rundfunk-Gründerzeit hinter den polierten Glasscheiben der Museumsvitrinen Spalier. Treten die Besucher näher, singen die »Comedian Harmonists« per Bewegungsmelder ausgelöst »Mein kleiner grüner Kaktus«. Kriegsreportagen, Front-Nachrichten und der Soldaten- Sender Belgrad mit »Lili Marleen« erinnern an Angst und Schrecken des Zweiten Weltkrieges.
Das älteste Ausstellungsstück ist ein Nachbau des Loewe »Ortsempfängers« von 1926. Wie die anderen 49 Radios stammt das selten gewordene Sammlerstück aus dem noch weit umfangreicheren Nachlass von Horst Radant, einem Mendener Landarzt und leidenschaftlichem Amateurfunker.

Artikel vom 03.06.2005