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Die ganze Welt im Blick

Vor 500 Jahren beschrieb Gerhard Mercator die Welt

Von Reinhard Brockmann
Bielefeld (WB). Gerhard Mercator lebte vor 500 Jahren zwischen Rhein und Schelde. Der Mikrokosmos großer Gegensätze reichte ihm, um die Welt neu zu sehen.

Mercators kartographische Darstellung der Welt hat bis heute Bestand. Von der Seefahrt bis zur NASA, im Internet und jedem Schulbuch wird die Kugelform der Welt per »Mercatorprojektion« auf zweidimensionale Buchseiten und Bildschirme umgelegt. Sein neues Netz von Längen- und Breitengraden, das zugehörige Berechnungssystem und die von ihm persönlich gebauten Globen haben nicht die Welt verändert, aber sie erstmals begreifbar gemacht.
Als Martin Luther der Reformation den entscheidenden Impuls gab, war Mercator fünf Jahre alt, er war zehn, als die Überlebenden der von Magellan begonnenen ersten Weltumseglung nach Sevilla zurückkehrten. 1544 wurde er von der Inquisition der »Lutherei« beschuldigt und als Ketzer in Kerkerhaft genommen, zehn Jahre später rief ihn Kaiser Karl V. nach Brüssel.
Diese Biographie eines Kosmopoliten, der selbst kaum reiste, aber Berichte auswertete, wie kein anderer, ist ein spannendes Stück Kulturgeschichte. Ganz nebenbei lassen der farbige Bildteil und allerlei zeitgenössische Stiche und Bilder im Text den Leser immer wieder zum Betrachter werden. Dabei erzählt der britische Reise-Autor Nicholas Crane vom Leben eines Mannes, der durch Hunger, Not und Elend ging, der verfolgt wurde und schließlich doch zu höchstem Ruhm gelangte.
Crane lässt Mercator noch einmal eine bewegende Zeit durchleben: Geboren 1512 in Flandern als Sohn eines Schusters, 1594 in Duisburg gestorben als der »Prinz der modernen Geographen«.
Fazit: Absolut lesenswert.
Nicolas Crane, Der Weltbeschreiber, Droemer-Verlag, 22,90 Euro

Artikel vom 04.06.2005