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Sudan

Ärzte zwischen den Fronten


Hilfsorganisationen in Krisengebieten operieren stets zwischen den Fronten. Sie wahren strikte Neutralität, greifen aber im Gegensatz zu den »richtigen« Diplomaten beherzt zu, wenn die Not es erfordert. Streng humanitäres Vorgehen verschafft Nichtregierungsorganisationen Vertrauen und hat Vorteile für alle.
Aber nicht immer. Im Sudan führt ein Zentralregime Krieg gegen sein eigenes Staatsvolk. Dabei wird Hunger als Waffe eingesetzt. Wer also Lebensmittel heranschafft, eine Million ärztliche Behandlungen leistet und staatliche Fürsorge ersetzt, der muss der Führung in Khartum ein Dorn im Auge sein.
Den Besuch Kofi Annans in der Völkermordregion Darfur konnten die Machthaber nicht verhindern. Dass der UN-Generalsekretär aber genau wie die »Ärzte ohne Grenzen« Massenvergewaltigungen durch Milizen öffentlich macht, packte das arabisch-islamistische Regime ganz offenbar bei der eigenen Ehre.
Der Spionage-Vorwurf gegen zwei Niederländer trifft die gesamte internationale Helfer-Szene in Ostafrika. Auch andere Hilfsorganisationen stecken jetzt in der Zwickmühle zwischen ungebrochener Bereitschaft zu helfen und dem Verschweigen humanitärer Verbrechen des Gastlandes. Reinhard Brockmann

Artikel vom 04.06.2005