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Ehre mit »Zwickel dunkel«

Ausstellung zum 150. Geburtstag Ludwig Ganghofers

Von Nikolaus Dominik
Kaufbeuren (dpa). Ludwig Ganghofer gilt als der Vorzeige-Heimatschriftsteller des bayerischen Alpenraums. Zwei Titel sind noch immer Allgemeingut der Unterhaltungsliteratur: »Das Schweigen im Walde« und »Der Herrgottschnitzer vom Ammersee«.

Mit einer Gesamtauflage von fast 40 Millionen Büchern gehört Ganghofer nach wie vor zu den meistgelesenen deutschen Schriftstellern. Den Heimatfilm gäbe es ohne ihn nicht. Etwa 50 derartige Streifen wurden nach seinen Romanvorlagen gedreht.
Am 7. Juli 1855 wurde Ludwig Ganghofer als Sohn eines Försters in Kaufbeuren geboren. Dies ist für die Stadt Anlass für eine große Ganghofer-Ausstellung, die von heute an bis Anfang November zu sehen ist. Doch Ganghofer lebte nur fünf Jahre im Allgäu, bevor er mit seiner Familie nach Welden bei Augsburg zog. Ein biografisches Detail verbindet ihn mit Bert Brecht. Wegen des Besuches einer verbotenen Theateraufführung flog Ganghofer vom Augsburger Realgymnasium, derselben Schule, von der vier Jahrzehnte später auch Brecht verstoßen werden sollte. Dennoch konnte Ganghofer 1873 das Abitur machen, studierte Literaturgeschichte und Philosophie in München und Berlin. 1879 promovierte er in Leipzig.
Die »beiden Ludwigs« werden oft in einem Zug genannt: Ludwig Thoma und Ludwig Ganghofer. Beide sind im Friedhof von Rottach-Egern beerdigt. Ganghofer gilt bis heute als sentimentaler Heimatdichter, ganze Generationen wuchsen mit den Romanen »Edelweißkönig«, »Schloss Hubertus« oder »Der Jäger von Fall« auf.
Weniger bekannt ist, dass Ganghofer ein Förderer von Karl Valentin und Rainer Maria Rilke war, dass Hugo von Hofmannsthal, Frank Wedekind, Johannes Brahms und der Maler August Kaulbach zu seinem Freundeskreis zählten, und dass er Dramaturg am Wiener Ringtheater war. Kaiser Wilhelm II. bekannte sich öffentlich zu seinem »Lieblingsschriftsteller« Ganghofer. Diese Nähe zum Herrscherhaus schlug sich bei Ganghofer im Ersten Weltkrieg in einer befürwortenden Kriegsberichterstattung nieder, die auf das Ansehen des Dichters einen Schatten wirft.
Ganghofer war leidenschaftlicher Jäger und zog sich häufig in sein Waldhaus im Gaistal am Wetterstein zurück. Er stand politisch dem preußischen Konservatismus nahe und war ein absoluter Verfechter eines monarchischen Staates. Obwohl es ihm in seinen Romanen immer wieder gelingt, das Schicksal einzelner kleiner Leute oder Bauern sensibel zu beschreiben, bleiben die Figuren stets der Ordnung und dem Obrigkeitsstaat verpflichtet. Am 24. Juli 1920 starb er am Tegernsee. 150 Jahre nach seiner Geburt gibt es nun eine Ehrung, die ihm sicherlich gefallen hätte: Eine Brauerei bringt zu den Jubiläumsfeiern ein Ganghofer-Bier auf den Markt, das »Ganghofer Zwickel dunkel«.

Artikel vom 03.06.2005