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Austausch von Gastgeschänken zwischen Jugendleiter »Hansi« Keuch (links) und Ian Hood.

»Standpauke« brachte
die Wende im Spiel

Ummelner Jugend-Fußballer in Enniskillen erfolgreich

Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Fotos)
Enniskillen/Ummeln (WB). Wenn heute Abend beim Fußballländerspiel Nordirland gegen Deutschland im Windsorpark-Stadion in Belfast die bundesdeutschen Kicker sich nur annähernd so ins Zeug legen wie der Nachwuchs vom VfL Ummeln, dürfte es für die Fußballnation ein spannender Abend werden. Die D-Jugendmannschaft brachte nämlich das Glanzstück fertig, den 1:6 Rückstand in der ersten Halbzeit nach Elfmeterschießen in einen glatten Sieg zu verwandeln.

Herausgefordert war in einem Freundschaftsspiel die Mannschaft des FC Lisbellaw auf deren Platz im nordirischen Enniskillen in der Grafschaft Fermanagh. Die Ummelner sind nach Nordirland gereist, um partnerschaftliche Kontakte zu vertiefen und beim Länderspiel dabei zu sein. (das WESTFALEN-BLATT berichtete). Die Jungkicker dürfen sogar heute Abend mit den Mannschaften ins Stadion einlaufen, werden von einem Millionenpublikum an den Fernsehschirmen gesehen.
Beifall für die spielerischen Leistungen der D-Jugendspieler, sie waren erst kürzlich in die Kreisklasse A aufgestiegen, gab es beim Kräftemessen mit den nordirischen Kontrahenten. Zunächst sah es so aus, als würden die Gastgeber die Nase vorn behalten. Die Ummelner kassierten in kurzer Folge ein Tor nach dem anderen, gingen enttäuscht mit 1 zu 6 in die Halbzeit. Hans Keuch, Jugendleiter der Truppe, hielt seinen Jungs eine kräftige Standpauke. »Ihr könnt den Vfl Ummeln doch nicht mit einer Niederlage blamieren. Entweder ihr legt euch jetzt ins Zeug oder morgen früh gehtĂ•s ab nach Hause«, brachte er seinen Unmut über den zunächst schwachen spielerischen Einsatz zum Ausdruck.
Und der »Anpfiff« zeigte Wirkung. Die Ummelner steigerten sich deutlich, bestachen durch Schnelligkeit und taktische Spielführung, schafften den Ausgleich. Die Mannschaft Lisbellaw verteidigte sich zäh und suchte wieder die Führung.. Es half nichts. Die Ummelner waren wie ausgewechselt, drehten auf, was das Zeug hielt und lieferten sich bei heftigem Nieselregen geradezu eine »Schlammschlacht« mit den Nordiren, die auch zwei Mädels in ihren Reihen hatten.
Und der sportliche Ehrgeiz zahlte sich aus. Die Entscheidung konnte nach dem Unentschiedenen nur im Elfmeter-Schießen fallen. Und das gewannen die Ummelner mit ihrem Torwart Hendrik Meise souverän. »Unser erster Auslandssieg«, jubelten Kapitän Michael Wiebe und seine Mannen nach dem Schluss-Pfiff. Den Trainern Karsten Brilka und Marco Janson jedenfalls fiel ein Stein vom Herzen. »Aus einem derartigen Rückstand wieder nach vorn zu kommen, ist schon eine tolle Leistung«. Die Tore schossen Michael Wiebe, Hilin Yarhin, Sebastian Haueisen, Philip Setarlis, Ilja Yarhin und Tim-Niklas Brilka.
Mit Freudenschreien und Jubel nahmen die sichtlich geschafften, aber überglücklichen Ummelner , den Siegerpokal von Ian Hood, Vorsitzender von Lisbellaw Utd. FC, entgegen. »Der Pokal bekommt einen besonderen Ehrenplatz«“, freute sich Jugendleiter »Hansi« Keuch. »Der ist schließlich schwer erkämpft worden. Unterm Strich haben wir 10:8 gewonnen«. Und auch Horst Dieter Knüppel, Fußballkreisvorsitzender, und Stefan Diekmann, Vorsitzender des Kreisjugendausschusses waren letztlich voll des Lobes: »Einfach eine grandiose Leistung«.
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Keine Frage, wem die Jungkicker heute Abend beim Länderspiel in Belfast ganz fest die Daumen drücken. »Deutschland ist nicht zu schlagen«, sagen die Ummelner selbstbewusst.
Die Begegnung findet anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des Nordirischen Fußballverbandes (IFA) statt, wird um 20.30 Uhr MESZ angepfiffen und live in der ARD übertragen.
Für Bundestrainer Jürgen Klinsmann und seine Mannen haben die Kicker vom VfL Ummeln eine klare Empfehlung: »Von Beginn an Gas geben, denn die Nordiren geben sofort mächtig Gas und kämpfen wie die Löwen«. Nicht schlapp machen und dagegenhalten, empfehlen sie den »Großen« im Nationaldress.
Der überaus herzliche Empfang und die Gastfreundschaft der Iren bestärken die Ummelner, ihre Freundschaft zum Fußballverein Lisbellaw (sie kam durch Kontakte von Teammanager Klaus Winkenjohann zustande) weiter auszubauen. Bezirksvorsteher Siegfried Kienitz, der die Delegation zusammen mit Bezirksamtsleiter Egon Schäffer, den Bezirksverstretern Christel Franz (SPD), Ulrich Brinkmann (SPD), Manfred Schön (CDU), Karl Ernst Stille (Grüne) und dem stellvertretenden WIG-Vorsitzenden Hans Dieter Mühlenweg, begleitet, brachte es in seiner unnachahmlichen Art auf den Punkt: »Wir fühlen uns immer wie in einer großen Familie, wenn wir in diesem wunderschönen Land sind«.
Im Jahr 2008 soll das 50-jährige Jubiläum der Partnerschaft zwischen Enniskillen und Brackwede im Rahmen des internationalen »Brackweder Frühling« ganz groß gefeiert werden. »Unser Ländermotto wird dann selbstverständlich Irland sein«.

Artikel vom 04.06.2005