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»De Sjiem« ist zu fit
für den Ruhestand

Olympiasieger Jeroen Dubbeldam siegt im Großen Preis

Von Julia Queren
Paderborn (WB). Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney, fünf Jahre später Sieger im Großen E.ON Westfalen Weser Preis von Paderborn. Der Niederländer Jeroen Dubbeldam und sein Schimmel »De Sjiem« waren im doppelten Sinne die großen Gewinner der E.ON Westfalen Weser Challenge auf dem Paderborner Schützenplatz.

»Ich bin zu diesem Turnier gekommen, um zu schauen, ob ich mit ihm weitermache oder ob er in den Ruhestand geht«, so Dubbeldam. Denn sein mittlerweile 16 Jahre altes Paradepferd »De Sjiem« hatte in den vergangenen zwei Jahren oft Verletzungsprobleme. Jetzt ist er wieder fit - die Frage war nur, ob fit genug für den großen Sport. Die Antwort hat der Wallach bei dem nationalen Springturnier mit einem dicken Ausrufezeichen geliefert.
Und damit hatte sein Reiter eigentlich gar nicht gerechnet. »Eigentlich ist er ein eher langsames Pferd«, staunte Jeroen Dubbeldam selbst über seine Zeit von 41,73 Sekunden, die er für den Stechparcours in der Drei-Sterne-Springprüfung der Klasse S brauchte. Dafür liegen »De Sjiem« aber die kurzen Wendungen, und genau die waren am Ende ausschlaggebend dafür, dass der Olympiasieger den fünf anderen Stechteilnehmern keine Chance ließ und seinen Landsmann Gerco Schröder mit »Milano« (0 Fehler/41,90 Sekunden) sowie Jörg Kreutzmann mit »Fleetwood« (0/41,97) auf die Plätze verwies.
7500 Euro Siegprämie in dem mit 30 000 Euro dotierten großen Preis und sein altes neues Spitzenpferd in Top-Form - dabei hatte Dubbeldam noch am Sonntagmorgen überlegt, ob er überhaupt reiten soll. »Beim Blick aus dem Fenster war ich nicht motiviert«, gestand der Sieger den 4000 begeisterten Zuschauern bei der Siegerehrung.
So ging es wohl auch vielen seiner Reiterkollegen, die angesichts der hohen Niederschlagsmenge, die auf Turnier- und Abreiteplatz niederging, die verfrühte Heimreise antraten. Die Starterliste für den Großen Preis wies nur 24 Eintragungen auf. Unverständlich für Jeroen Dubbeldam: »Natürlich wird der Boden nicht besser, aber es bestand keinerlei Verletzungsgefahr für die Pferde.« Einzig die Verhältnisse auf dem Abreiteplatz waren nicht mehr tragbar. Aber Turnierleiter Volker Wulff und sein Team bewiesen Improvisationstalent: Kurzerhand wurde ein Rasenstück hinter den Tribünen mit Sprüngen ausgestattet.
An Reiten nicht mehr zu denken war indes am Samstagabend. Der erste Umlauf des »Paderborn überzeugt-Preises« ging so gerade noch über die Bühne, bevor das Unwetter mit Regengüssen und Gewitter einsetzte. Zehn der 55 Starter hatten sich für das Stechen qualifiziert. Und sie waren sich mit Richterjury, Turnierleitung und Sponsor einig: Es gibt kein Stechen und alle haben gewonnen -Êein Kuriosum, das in die Geschichte der E.ON Westfalen Weser Challenge eingehen wird. Das Gesamtpreisgeld von 20 000 Euro wurde aufgeteilt, der Ehrenpreis ausgelost. Und die einzige Amazone, Anna-Maria Jakobs, bekam die Paradedecke. Die 22-Jährige vom Reitverein Warburger Land freute sich aber viel mehr über ihren ersten Sieg in einem Drei-Sterne-S mit »Lausejunge«. Denn: »Bei der Konkurrenz im Stechen war damit eigentlich nicht zu rechnen«. Das wären nämlich die anderen neun Sieger Sören von Rönne, Christian Ahlmann, Rudolf Könemund, Franke Sloothaak, Markus Renzel, Toni Hassmann, Jörg Kreutzmann, Heinrich-Wilhelm Johannsmann und Rolf Moormann gewesen.
Großer Preis: 1. Jeroen Dubbeldam (Niederlande) De Sjiem 0 Strapkt./41,73 Sek.; 2. Gerco Schröder (Niederlande) Milano 0/41,90; 3. Jörg Kreutzmann (Steinburg) Fleetwood 0/41,97; 4. Rudolf Köenmund (Burscheid) Femme Fatale 0/42,60; 5. Heiner Rohmann (Marl) Leubus 4/43,49; 6. Alois Pollmann-Schweckhorst (Warstein) Glenn aufgegeben - alle im Stechen; 7. Marius Stevens (Münster) Lacky 3/77,11; 8. Hauke Luther (Bissendorf) Puccini 4/71,24

Artikel vom 06.06.2005