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Ärzte: Baby wurde
schwer misshandelt

Angeklagter vor Gericht stark belastet

Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Beim gestrigen zweiten Verhandlungstag des Babymisshandlungsprozesses vor dem Landgericht ist der Angeklagte schwer belastet worden. Zwei medizinische Gutachter stellten unabhängig voneinander fest, dass die zur Tatzeit erst zehn Monate alte Tochter des aus Bielefeld stammenden Benjamin T. (23) schwer misshandelt und fast zu Tode gewürgt worden war.

Wie der heute in Löhne-Gohfeld (Kreis Herford) lebende arbeitslose Gärtner zu Prozessauftakt selbst ausgesagt hatte, habe er sich am Tattag des 6. September 2004 zeitweise alleine mit seiner kleinen Tochter Galina in der Wohnung befunden. Die 52-jährige Oma des Säuglings hat dem Kind dabei vermutlich das Leben gerettet. Die Frau, die am Abend des Tattages das schwer gezeichnete Baby den Eltern weggenommen und ins Klinikum Herford brachte, erzählte dort der behandelnden Ärztin Wiebke M. (29), dass sie in Löhne zufällig ihre Tochter habe besuchen wollen.
Schon vor dem Haus habe die Oma die kleine Galina schreien hören, berichtete gestern die als Zeugin geladene Herforder Medizinerin der 2. Großen Strafkammer vom Gespräch mit der 52-Jährigen. In der Wohnung von Benjamin T. und seiner Verlobten (19) habe die Oma das Baby hustend und mit blau angelaufenem Gesicht beim Vater vorgefunden.
Wie die Gutachterin Dr. Heidi Pfeiffer (44) von der Rechtsmedizin in Münster gestern dem Gericht erklärte, sei die kleine Galina zwischen 20 Sekunden bis zu drei Minuten lang durch festes Zudrücken beider Halsvenen gewürgt worden. Das Kleinkind habe sich in akuter Lebensgefahr befunden.
Die Rechtsmedizinerin und die Herforder Ärztin stellten beim Baby im September 2004 zudem weitere frische und ältere Verletzungen wie ein blaues Auge, zahlreiche Blutergüsse, Kratzwunden und Folgen von massiven Schlägen fest. Einziger Lichtblick für Galina: Sie hat die Misshandlungen zumindest körperlich unversehrt überstanden.
Zu Beginn des zweiten Prozesstages hatte Benjamin T. ein Teilgeständnis abgelegt. Er räumte aber nur ein, seiner kleinen Tochter eine leichte Ohrfeige versetzt zu haben. Dabei sei das Baby auf ein Modellauto gefallen. Ein Szenario, dass angesichts der schweren Verletzungen beim Baby die Gutachterin von der Rechtsmedizin als unmöglich zurück wies. Der Prozess endet voraussichtlich morgen mit der Urteilsverkündung.

Artikel vom 02.06.2005