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Mime mit unglaublicher Bandbreite

Liebling der Frauen: Schauspieler Tony Curtis wird morgen 80 Jahre alt

Von Gisela Ostwald
New York (dpa). Rückblick mit 80: Nichts hat Tony Curtis so berühmt gemacht wie die Verführungsszene in Billy Wilders »Manche mögen's heiß«. In ihr reibt die schöne Marilyn Monroe ihren Körper über sein Gesicht.
Die »Goldene Kamera« gab's 2004 für Tony Curtis.

Der Film blieb Curtis größter Erfolg und nagelte ihn auch beruflich auf sein Talent als Liebling der Frauen fest. Dabei spielte Curtis eigenen Worten nach in etwa 100 Filmen mit. Er beherrschte eine unglaubliche Bandbreite auf der Leinwand: Frauenmörder und Transvestit, Sträfling in Ketten und Seeräuber, Hochseilartist und Hochstapler. Mit einem Oscar wurde Curtis aber nie belohnt.
Kurz vor seinem 70. Geburtstag gab der Schauspieler, der lange als einer der schönsten Männer in Hollywood galt, die Autobiografie »Ich mag's heiß« heraus. Morgen wird Curtis nun 80 Jahre alt, hat aber keine Fortsetzung seines erfolgreichen Buches von 1995 vorbereitet. Dafür hat er sich einen Ruf als bildender Künstler erworben. Er baut Collagekästen, »Time Boxes«, in denen er alte Briefe, Fotografien, Schlüssel, Würfel und Uhren hinter Glas arrangiert.
Dabei war ihm der Erfolg keineswegs in die Wiege gelegt worden. »Wo ich herkomme, ist gutes Aussehen ein Pass zum Entkommen aus dem Mülleimer«, sagte er einmal. Der »Mülleimer« war der verrufene New Yorker Stadtteil Bronx. Sein jüdisch-ungarischer Vater Mono Schwartz war in seiner Heimat ein bekannter Schauspieler gewesen, scheiterte nach seiner Immigration in die USA an der Sprachbarriere und brachte seine Familie als Schneider durch.
Anthony (später Tony) Curtis, geboren als Bernard Schwartz, wächst in bescheidenen Verhältnissen auf. Seine Jugenderfahrungen prägen Curtis als »natural actor«. Sein Vorbild dabei ist Cary Grant. In »Brut des Satans« (1949) spielte sich das Straßenkind aus der Bronx einfach selbst. Die Rolle verschaffte ihm immer größere Auftritte in allen möglichen Filmen. Innerhalb weniger Jahre war er ein Teenagertraum.
In »Flucht in Ketten« mit Sidney Poitier überzeugte Curtis als dramatischer Schauspieler, mit Burt Lancaster und Gina Lollobrigida brillierte er in »Trapez«. Nach »Manche mögen's heiß« folgten jahrelang Komödien, dazwischen aber auch »Der Frauenmörder von Boston« aus dem Jahr 1968.
Im wirklichen Leben hatte er nicht den Humor und die Leichtigkeit, wie es in seinen Filmrollen oft schien. Curtis war mit sechs Frauen (unter anderen mit Christine Kaufmann) verheiratet. Jamie Lee Curtis, berühmtestes seiner sechs Kinder schrieb: »Etwas quälte ihn sein ganzes Leben lang. Er suchte Erleichterung bei Frauen, in Drogen und Alkohol.«

Artikel vom 02.06.2005