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Keine passende Schublade
für die »Schürzenjäger«

Erfolgsband ist am 18. Juni im Gerry Weber Stadion zu Gast

Von Andrea Roderfeld
Halle (WB). Seit mehr als 30 Jahren sind die »Schürzenjäger« erfolgreich. Dass das nicht am Namen liegt, weiß Leadsänger Peter Steinlechner genau. Im Interview erklärt er die Gründe und warum er noch nicht ans Aufhören denkt. Außerdem erzählt der 52-Jährige etwas über die neue CD und die Tournee, die sie am 18. Juni ins Gerry Weber Stadion nach Halle führt.

Ihre neue CD heißt »Hinter dem Horizont«. Was ist darauf zu hören?Peter Steinlechner: Es ist der übliche Schürzenjäger Mix, also ein Gemisch aus verschiedensten Stilrichtungen und Themen. Für jeden ist etwas dabei -Êirgendwie.

Haben Sie ein Lieblingslied?Peter Steinlechner: Ja, »Wenn du meine Rose bist«. Es ist sehr ruhig und überraschenderweise schlagerhaft. Aber trotzdem finde ich, dass Lyrik und Melodie eine schöne Einheit bilden.

Ihre Tour ist Anfang April gestartet, gibt es Ähnlichkeiten mit der Tour 2003? Peter Steinlechner: Wir haben ja aus Anlass unseres 30-jährigen Jubiläums ein Programm gehabt, das einen musikalischen Teil dieser langen Zeit widerspiegelt. Das behalten wir bei. Das Gerüst ist dieser Rückblick auf die gesamte Schürzenjäger-Zeit, gespickt mit Liedern der neuen CD.

Vor zwei Jahren waren Sie auch in Halle, können Sie sich daran erinnern?Peter Steinlechner: An Halle kann ich mich immer erinnern, weil das Gerry Weber Stadion etwas ist, das man nicht vergisst. Dort herrscht immer eine besonders tolle Atmosphäre.

Ihre Fans sollen zwischen 9 und 90 Jahren alt sein. Stimmen Sie dem zu?Peter Steinlechner: 90 ist ein bisschen zuviel, denn die ganz alten Menschen können meistens nicht drei Stunden stehen. Ich bezeichne es als ein »Familienpublikum«: junge und ältere Pärchen mit ihren Kindern, generationsüberschreitend. Die Musik ist auch so. Es muss sich niemand deplatziert fühlen, es ist für jeden was dabei.

Sie sind 52 Jahre, denken Sie ans Aufhören?Peter Steinlechner: Nein, ans Aufhören denke ich noch nicht.

Was reizt Sie denn noch?Peter Steinlechner: Reizen tut mich die Tatsache, dass wir trotz vieler Umstände die Zeit so lange und so erfolgreich überstehen konnten. Mit sehr wenig Medienunterstützung. Das ist schon erstaunlich.

In welche musikalische Schublade gehören die Schürzenjäger?Peter Steinlechner: In keiner Schublade zu sein, das ist ja der Wahnsinn. Das ist genau das, was den Reiz ausmacht. Viele gehen nach dem Namen: Schürzenjäger, das ist ja Volksmusik. Das war im Nachhinein das Schwerste und zugleich auch Reizvollste. Im Nachhinein ergibt sich daraus eine unheimliche Freiheit. Man kann immer das machen, was man will und niemand kann einen irgendwo hineinzwängen.

Aber allein der Name Schürzenjäger scheint in eine gewisse Richtung zu gehen?Peter Steinlechner: Es war uns nie bewusst, dass ein Name für die »Schubladisierung« so entscheidend ist. Sonst hätte ich ja in den 90er Jahren mit der Änderung der Musik auch den Namen geändert. Wär' ja kein Problem gewesen.

Ihr Freund Alfred Eberhartner hat seinen Sohn integriert. Warum tauchen Ihre beiden Töchter nicht als »Schürzenjägerinnen« auf?
Peter Steinlechner: Beide singen sehr gut, aber von der Showbranche wollen sie nichts wissen. Sie haben mir einen großen Gefallen getan und einen Song mit mir gesungen, in Erinnerung an die Mutter. Das war ein Wunsch von mir und das haben sie gerne für mich gemacht. Aber das war es dann auch.

Ihre Texte sind nicht mehr so kritisch wie in den Jahren zuvor, täuscht das?Peter Steinlechner: Ich bin immer ein sehr kritischer Geist gewesen, hab mich auch für politische und soziale Themen engagiert, aber seit einigen Jahren ist es so, dass die Leute durch so viele negative Nachrichten und Ängste beeinflusst werden. Deshalb möchte ich die Menschen eher positiv stimmen, optimistisch sein und Lebensmut geben. Natürlich lasse ich auch meine Lebensweisheiten mit einfließen. Ich bin ja schließlich auch schon über 50.

Sie sind von der UNO-Flüchtlingshilfe zum Botschafter des guten Willens geehrt worden. Waren Sie immer schon engagiert? Peter Steinlechner: Ich war Klassensprecher, Schulsprecher und Mitglied im Betriebsrat. Jetzt bin ich Mitglied der Bewährungshilfe für junge Straftäter. Ich bin immer da, wo man mich am meisten braucht.

Artikel vom 07.06.2005