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Warum es mit Wierum weitergeht

Der Ummelner Tischlermeister Siegfried Dopheide (65) findet den richtigen Nachfolger

Von Markus Poch
(Text und Foto)
Ummeln (mp). Fröhliche Gesichter sind selten zu sehen in schwierigen Zeiten. Der alteingesessene Ummelner Tischlereibetrieb Siegfried Dopheide macht da eine Ausnahme: Die Stimmung ist gut, die Mundwinkel gehen nach oben, auch bei den beiden Lehrlingen, denn nach einjähriger Vorbereitungsphase wurde der Besitzerwechsel zum 1. Juni 2005 erfolgreich vollzogen.

Michael Wierum ist jetzt neuer Chef des fünfköpfigen Familienunternehmens an der Steinhagener Straße, das sich mit hochwertiger Handarbeit seit den 1950er Jahren einen guten Namen gemacht hat. Siegfried Dopheide (65) geht nach 51 Berufsjahren beruhigt in den Ruhestand und verkündet stolz: »Michael Wierum ist der beste Nachfolger, den ich mir wünschen konnte. Für unsere Kunden ändert sich deshalb außer dem Namen nichts. Die Werkstatt, die Telefonnummer, das Leistungsspektrum und vor allem die Qualität bleiben.«
Von besagter Qualität hatte Firmengründer Heinrich Dopheide seine Kunden seit 1947 überzeugt, als er mit der ersten Hobelbank im Nichts der Nachkriegszeit anfing. Bald stieg sein Sohn Siegfried in die Produktion mit ein, übernahm den Betrieb schließlich 1978. Dessen Ehefrau Elisabeth, heute 57 Jahre alt, kümmerte sich fortan um die Buchhaltung.
Viele Jahre und erfolgreich ausgebildete Lehrlinge später soll nun Michael Wierum die Weichen für die Zukunft stellen. Der 36-Jährige Tischlermeister gehört bereits seit 1997 zur Belegschaft und geht sehr optimistisch an die neue Aufgabe heran: »Wenn viele Betriebe schließen, sind nur noch wenige da«, sagt er ganz sachlich. »Wir haben deshalb eine gute Chance. Und wenn man sich richtig reinhängt, dann funktioniert das auch. Die Voraussetzungen sind optimal. Einen Start 'von Null' hätte ich in diesen Zeiten nicht gewagt.« Längerfristig will auch seine Ehefrau Eva (31, Bauingenieurin) ins Unternehmen einsteigen.
Vielseitigkeit und Zuverlässigkeit sind die Erfolgsrezepte der vormaligen Tischlerei Dopheide, jetzt Wierum. »Wir machen fast alles - vom einfachen Möbel über Fenster, Türen, Tore, Empfangstresen bis hin zum kompletten Innenausbau«, sagt der scheidende Chef. »Und alles ohne jegliche Werbung, sondern ausschließlich über Mundpropaganda.«
Und was fängt der frischgebackene Ruheständler nach einem arbeitssamen halben Jahrhundert in Zukunft mit seiner vielen Freizeit an? »In der Übergangszeit werden ich natürlich noch ein bisschen mithelfen. Aber höchstens sechs Stunden am Tag statt zwölf«, schmunzelt Dopheide. »Ansonsten will ich hauptsächlich meine Frau verwöhnen. Die ist nämlich während der letzten 35 Jahre deutlich zu kurz gekommen...«

Artikel vom 03.06.2005