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Simple Alltagstätigkeiten neu erlernen

Praxis für Ergotherapie eröffnet - medizinische Versorgung verbessert

Von Markus Poch
(Text und Foto)
Eckardtsheim (WB). Wie binde ich mir die Schnürsenkel zu? Wie wasche ich mir die Hände? Wie gieße ich mir eine Tasse Kaffee ein? Gesunde Menschen stellen sich solche Fragen nicht, denn diese einfachen Handlungsabläufe passieren bei ihnen automatisch.

Doch es gibt viele Erkrankungen, die die Funktionsfähigkeit und das erforderliche Zusammenspiel der Sinnesorgane einschränken, zum Beispiel Schlaganfälle, Multiple Sklerose, Alzheimer oder Parkinson. In allen Fällen hilft die so genannte Ergotherapie. Eine neue Praxis für Ergotherapie hat gestern das Evangelische Krankenhaus Bielefeld in Eckardtsheim am Fliednerweg eröffnet und damit die medizinische Versorgung auf diesem Gebiet in Bielefeld wesentlich verbessert.
»Ziel ist, unseren Patienten die größtmögliche Selbstständigkeit im Alltag zu ermöglichen«, sagt Leiterin Marion Harmann. »Unser Bewegungstraining soll die Handlungskompetenz der Menschen erhalten, damit sie sich in den unterschiedlichsten Lebenslagen selbst helfen können.«
Dazu stehen auf 160 Quadratmetern drei helle, freundliche Übungsräume zur Verfügung, die in den vergangenen sechs Monaten umgebaut und modern ausgestattet wurden. Je nach Bedarf des Patienten kommen eine Kletterwand zum Einsatz, ein Trampolin, diverse Schaukeln oder auch eine komplett ausgestattete Küche.
Bei den Übungen geht es dann tatsächlich um - für gesunde Menschen - so simple Aufgaben wie das Öffnen eines Gurkenglases oder das Abscheiden einer Scheibe Brot. Ob in Gruppen, einzeln oder in schweren Fällen auch beim Betroffenen zu Hause therapiert wird, entscheidet der behandelnde Arzt, der die als Heilmittel anerkannte Ergotherapie verordnet.
»Unsere Patienten sind aber nicht nur alte Leute, sondern auch funktionsgestörte Kinder und Menschen mit Sportverletzungen«, erklärt Marion Harmann. Die 32-Jährige leitet die neue Praxis zusammen mit ihrer Kollegin Ina Hölz (46). In Sabine Dehnert (54) steht eine dritte Therapiekraft zur Verfügung. Nach Vorstellungen des Geschäftsführers des Evangelischen Krankenhauses Bielefeld, Rolf Eickholt, soll die Institution nach erfolgreicher Startphase personell weiter aufgestockt werden. An ausgebildetem Nachwuchs soll es nicht fehlen: Die Schule für Ergotherapie steht direkt nebenan.

Artikel vom 02.06.2005