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Auch Nationalspieler
haben viel Respekt

Klinsmann ist froh, die Bayern wieder dabei zu haben

München (dpa). Jürgen Klinsmann hakte die misslungene Premiere der Nationalmannschaft im Stadion des WM-Eröffnungsspiels kurzerhand als »schönes Einstiegsgeschenk an den FC Bayern« ab, doch derartige Großzügigkeit wird ab sofort von ihm nicht mehr geduldet. Ballons steigen auf, Popstar Seal singt: Eröffnugsparty mit Nachwuchs in der Allianz Arena.
»Schon in Nordirland wollen wir ein erstes Zeichen setzen«, kündigte der um Schadensbegrenzung bemühte Bundestrainer nach der ernüchternden 2:4 (0:2)-Niederlage gegen den deutschen Meister und Pokalsieger beim Aufgalopp für den Confederations Cup an. Erst auf der nächtlichen Rückfahrt aus der allseits gerühmten Allianz Arena ins Mannschaftshotel hellte sich Klinsmanns Miene wieder auf. Mit den fünf Bayern-Spielern um Leitfigur Michael Ballack hatte der 40-Jährige da wieder eine Mannschaft an Bord, mit der er am kommenden Samstag (20.30 Uhr/ARD) in Belfast und beim Confed-Cup (15. bis 29. Juni) höhere Ziele anstreben kann. In diesem Punkt herrschte sogar seltene Einigkeit zwischen ihm und Bayern-Trainer Felix Magath, der süffisant feststellte: »Das ist ja kein ernsthaftes Spiel gewesen, weil wir einen Großteil der Nationalmannschaft stellen.«
»Einige von den Jungen hatten richtig Respekt vor dem FC Bayern«, stellte der Bremer Stürmer Miroslav Klose überrascht fest. Der beste Mann im DFB-Dress holte nach der Pause immerhin einen Elfmeter raus, den Tim Borowski verwandelte, und traf außerdem selbst zum 2:3. Auch Arminia Bielefelds Patrick Owomoyela, der eine engagierte Leistung zeigte, hätte sich fast als Torschütze feiern lassen können, scheiterte aber an Torhüter Michael Rensing.
Später wollten auch die Münchner Auswahlkicker nach dem schwungvollen Spiel mit Treffern von Deisler, Sagnol, Salihamidzic und dem Eigentor von Huth das Ergebnis richtig einordnen. »Wir haben eine gute Nationalmannschaft«, meinte Deisler, fügte allerdings an: »Wir Bayern können sicher einen großen Beitrag dazu beitragen, dass wir guten Fußball spielen.« Ballack empfahl ebenfalls, das 4:2 nicht überzubewerten: »Der FC Bayern ist ja nicht irgendwer. Wir wollten unseren Fans etwas zeigen.«
Sie kamen sogar mehrfach auf ihre Kosten, und das nicht nur bei der Vorab-Show, dem Sieg »ihrer« Lieblinge und dem abschließenden Feuerwerk. Mit unfairen Schmährufen und Pfiffen gegen Jens Lehmann erzielten sie Wirkung. Der Kahn-Rivale zeigte Nerven: Er patzte vor dem ersten und zweiten Tor und bot mit einem Bodycheck gegen Schweinsteiger eine weitere Angriffsfläche. »Der Check war ein bisschen unglücklich«, bemerkte sogar Klinsmann. Schlussmann Lehmann stimmte die vehemente Ablehnung seiner Person »traurig«, und er äußerte Unverständnis: »Es war schade, dass die Einweihung eines neuen Stadions von Pfiffen bestimmt wird.«
Team-Manager Oliver Bierhoff verurteilte die Aktion der Bayern-Anhänger als »Riesensauerei«. Beim Vorfall mit Schweinsteiger, den der 35 Jahre alte Torhüter mit dem Ellbogen in eine Werbebande beförderte, gab der Manager dem Youngster die Schuld. »Das war aber auch dumm und unnötig von Schweini.« Auch Lehmann gab an, Schweinsteiger erst »geblockt« zu haben, nachdem dieser den Zuruf »Bleib weg« ignoriert hatte.

Artikel vom 02.06.2005