Von Hans-Heinrich Sellmann Halle (WB). Die Tennis-Welt trauert um Jim Thorn. Der »Herr des Rasens« ist gestern im Alter von 79 Jahren in Halle (Kreis Gütersloh) gestorben. Drei Tage vor Beginn der Gerry Weber Open - dem Turnier, das ohne ihn vor mehr als einem Jahrzehnt einen deutlich schwereren Start gehabt hätte.
»Ich erinnere mich noch genau daran, wie Jim zusammen mit Gerhard und Ralf Weber, Udo Hardiek und einigen anderen im Mai 1992 auf einem stillgelegten Fußballplatz stand und 100 Journalisten ein Stück Rasen präsentierte«, erzählt GWO-Sprecher Frank Hofen. Es war die Geburtsstunde des ersten und bisher einzigen Rasen-Tennis-Turniers in Deutschland. Und wer könnte sich besser um den Untergrund kümmern als der Experte schlechthin? Seit 1982 war Thorn für den »heiligen Rasen« in Wimbledon verantwortlich gewesen. Da seine Pensionierung bevorstand, kam ihm der Anruf der Webers gerade recht. »Das hat ihm richtig gut getan. Ein neuer Anfang in einem neuen Land«, erinnert sich Sohn Phil, der heute die Verantwortung für die Haller Halme trägt. In Ostwestfalen fasste Thorn sofort Fuß, schloss nicht nur Freundschaft mit seinen neuen Arbeitgebern. »Ich liebe diese Stadt«, sagte der Träger der »British-Empire-Medal« im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT vor sechs Jahren. Nachdem seine Frau Betty gestorben war, kehrte Jim Thorn seinem walisischen Wohnort den Rücken und siedelte ganz nach Halle um. »Er hatte hier längst mehr Freunde als in England und Wales zusammen«, sagt Phil Thorn. Sie alle schätzten seinen typischen tiefsinnigen britischen Humor und unterhielten sich gern bei einer Tasse Kaffee oder einem Glas Wein mit dem Gelegenheits-Lyriker. Dabei erzählte er schon mal, wie er dem griechischen König den Zugang zum Centre Court von Wimbledon verwehrte oder mit Boris Becker in einer Regenpause Poker spielte - und gewann. Jim Thorn hinterlässt die Kinder Phil, Michael, Susan und Janet sowie drei Enkel-Töchter und eine Urenkelin.
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