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Neuer Regierungschef in Frankreich

Die Quittung folgt noch


Für Europa war das »Nein« der Franzosen zur Verfassung der Europäischen Union eine Katastrophe. Und auch in Frankreich hat dieses Ergebnis ein innenpolitisches Erdbeben ausgelöst. Doch für den französischen Präsident Jacques Chirac, der an der Spitze der Kampagne für ein Ja zu der Verfassung stand und eine Niederlage erlitten hat wie bisher noch nicht in seiner politischen Laufbahn, hat dies alles keine persönlichen Folgen.
Das meint er jedenfalls. Doch da irrt der Herr im Elysee-Palast. Denn mit der Auswechslung des wenig geliebten Regierungschefs Jean-Pierre Raffarin vollzog er doch nur etwas, das auch ohne Referendum überfällig war.
An Raffarins Stelle hat Chirac nun einen engen Vertrauten gesetzt. Doch auch das wird ihm auf Dauer nicht helfen. Jetzt war es ein Denkzettel, spätestens 2007 bei den nächsten Präsidentenwahlen wird Chirac vom französischen Wähler aber die endgültige Quittung bekommen. Wenn er antritt, könnte es ihm ergehen wie seinem Freund Gerhard Schröder im September. Beide werden kaum eine Chance haben, die Wahl noch einmal zu gewinnen.
Schon jetzt hat Chirac als Motor Europas an Kraft verloren. Dirk Schröder

Artikel vom 01.06.2005