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ich gut an dort und möchte in Zukunft häufiger dort sein.

Sie haben eine Stiftung gegründet, die Kindern in Not hilft. Wo liegt der Schwerpunkt dieser Arbeit?Federer: Die Foundation wurde gegründet im Dezember 2003. Wir unterstützen ein Projekt in Südafrika. Dort helfen wir 30 Kindern, die nun zur Schule gehen können und am Tag zwei Mahlzeiten erhalten. Wir verbessern aber auch die Infrastruktur, sorgen dafür, dass die Kinder auch ein bisschen bezahlt werden, damit sie nicht nur auf Goodwill angewiesen sind. Das habe ich jetzt alles gesehen, als ich im Februar dort war. Es waren sehr bewegende Momente in diesen Dörfern. Das war beeindruckend und hat bei mir einen sehr großen Eindruck hinterlassen. Ich habe in Südafrika auch Hospitäler besucht, in denen HIV-positive Frauen und Männer behandelt werden. Ich habe mir einen guten Eindruck davon gemacht, was wir unterstützen. Das war und ist mir sehr wichtig. Nachdem ich das alles gesehen haben, ist die Motivation zu helfen noch größer geworden. Die Stiftung hatte im letzten Jahr in Basel ihren ersten Event, bei dem sehr viel Geld zusammengekommen ist. Ich habe festgestellt, dass ich mit wenig viel bewegen kann. Und dass die Hilfe wirklich etwas bringt. Südafrika fühle ich mich sehr nahe, weil meine Mutter aus diesem Land kommt.

Sie sind 23 und wirken schon relativ reif für dieses Alter. Haben die Tennis-Jahre sie schneller erwachsen werden lassen?Federer: Ja, dem würde ich schon zustimmen. Mit dem vielen Reisen und dem Druck, sowohl auf als auch außerhalb des Platzes, habe ich das Gefühl, man wird immer gechallengter. Und je mehr man diese Werte durchlebt, umso souveräner wird man mit allen Sachen im Leben. Ich muss schon sagen: Ich bin schnell erwachsen geworden. Aber ich bin ja auch nicht erst unterwegs, seit ich 1998 Profi geworden bin. Ich reise, seit ich 14 bin.

Viele Spieler sagen von sich, sie seien Weltbürger. Fühlen Sie sich wohl, wenn Sie so oft auf Reisen sind?Federer: Es gibt sicher Spieler, die sich an gewissen Orten nicht wohl fühlen. Bei mir ist es so: Ich fühle mich immer noch am wohlsten in der Schweiz, in meinen eigenen vier Wänden. Aber ich fühle mich auch sehr wohl außerhalb der Schweiz. Das liegt sicherlich daran, dass ich diese drei Sprachen beherrsche -ÊFranzösisch, Deutsch und Englisch. Ich kann also fast in jedem Ort mit allen Menschen reden. Ich spiele fast kein Turnier in Spanien außer in Madrid und in Südamerika, denn das ist schwierig wegen der Hallensaison. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass Spanisch die Sprache ist, die ich nicht kann. Am Anfang war Amerika für mich ein hartes Pflaster. Der Jetlag und die Hitze, daran musste ich mich gewöhnen. Aber ich kann mir vorstellen, dass es für einen Amerikaner, der nach Europa kommt, zunächst auch nicht sehr lustig ist.

Artikel vom 02.06.2005