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»Ich genieße die
Abwechslung neben
dem Tennisplatz«

Im Gespräch: Titelverteidiger Roger Federer

Halle (WB). Er ist die unangefochtene Nummer 1 der Tenniswelt. Doch Roger Federer ist der Ruhm nicht zu Kopf gestiegen. Der 23-Jährige ist ein Star ohne Allüren geblieben. Vor den Gerry Weber Open lernte WESTFALEN-BLATT-Redakteur Hans Peter Tipp den Weltranglisten-Ersten von einer anderen Seite kennen. Während des Turniers am Hamburger Rothenbaum sprach er mit dem Schweizer über dessen außersportliche Aktivitäten.

Herr Federer, sie sind jemand, der außerhalb des Tennisplatzes so häufig gefragt ist wie kein anderer Tennisprofi. Müssen Sie Ihre Off-Court-Aktivitäten inzwischen einschränken?Roger Federer: Ich mache das immer noch alles gern, sonst würde ich es nicht tun. Aber ich habe praktisch keine Obligation, keine Pflicht, irgendwo zu sein. Ich habe diese Goodwill-Aktivitäten alle in der Hand, sie kommen von mir selber, sie sind mir ein Anliegen. Ich mache diese Sachen wirklich gern. Es geht mir dabei ja nicht darum, Geld zu verdienen.

Was ist Ihr Antrieb, sich neben dem Tennis noch so einzubringen?Federer: Ich bin der Meinung, dass ich einige Dinge zurückgeben muss: beispielsweise als Nummer-Eins-Gesetzter eines Turnieres oder auch oder »Schweizer in Europa«. Dieser Verpflichtungen bin ich mir bewusst. Aber ich bin cleverer geworden und probiere natürlich, die wichtigen, die größeren Sachen vorzuziehen oder Interviews häufiger als Round-Table-Gespräche zu führen. Nach wie vor genieße ich aber die Abwechslung: mal ein Fotoshooting zu machen, mal bei einem Livestylemagazin zu sein und dann wieder die Sportjournalisten zu »füttern«.

Sie stehen als Europäer an der Spitze des Welttennis: Wie halten Sie es mit den anderen Schauplätzen, vor allem mit Asien und Amerika? Federer: Ich habe das Gefühl, Amerika ist ein schwieriger Markt für mich, weil ich kein Amerikaner bin. Ich habe dort sehr, sehr viele Turniere gewonnen und komme sicher unglaublich gut an bei den Fans. Aber es ist schwierig, wenn man nicht dort wohnt oder lebt. Mein Traum bleibt immer noch, in Europa und Asien groß zu werden, groß zu sein, wie ich das jetzt schon bin. Ich würde auch sehr gerne mehr in Asien spielen. Insofern kommt es mir entgegen, dass das Masters in Shanghai gespielt wird. Ich war ja auch in Bangkok am Start. Asien - mir ist es einfach wichtig, dort mehr präsent zu sein.

Warum ist das Interesse an Asien so groß?Federer: Ich fühle mich in Asien sehr wohl, ich fühle mich dort einfach willkommen. Zudem habe ich die Kultur gern. Die Euphorie der Menschen dort ist, so glaube ich jedenfalls, ehrlicher. Sie ist authentischer. Sie haben gerne Stars, mit denen man sich gut auseinandersetzen kann. Ich habe das Gefühl, darum komme

Artikel vom 02.06.2005