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Die Natur mit vielen Sinnen erschließen

Sehbehinderte Kinder lernen auf dem Schelphof Tiere und ihre Produkte kennen

Heepen (kh). »Auch wir als Betreuer nehmen unsere Umgebung ganz anders wahr. Alles ist viel lauter und riecht intensiver«, erzählt Anne Wehmeier vom Naturpädagogischen Zentrum Schelphof. Der gemeinnützige Verein hatte bei seinem Projekt »Bauernhof im Jahresverlauf« eine Schülergruppe von der Opticusschule aus Bielefeld zu Gast. Die neun Kinder mit Sehbehinderungen erlebten die Tiere und Landwirtschaft des Biohofes vor allem durch Tastsinn, Ohren und Nase.

Bei den Hühnern waren die Sieben- und Achtjährigen, und sie haben die Kühe in Stall und die Schweine besucht. Bei den Gänsen sorgte vor allem der Ganter für Unterhaltung. »Der war ganz laut und wollte seine Frau mit dem Ei beschützen«, wusste Madita. »Er kann auch beißen«, hatte sich ihre Mitschülerin Andrin gemerkt.
Das Naturpädagogische Zentrum nutzt das Gelände des Schelphofs und führt täglich Kindergarten- und Schulkinder über den Hof. Seit Beginn des laufenden Schuljahres hat das Team des Vereins besondere Werkstatt-Tage für Kinder mit Behinderungen entwickelt, die die »Aktion Mensch« fördert. »Zwei Termine haben wir bis zu den Sommerferien noch frei, ansonsten sind wir immer ausgebucht«, freut sich Diplomsozialarbeiterin und Umweltpädagogin Anne Wehmeier, die ihren Gästen mit sachbezogenem Lernen die Vielfalt der Natur vermitteln möchte.
Sonja Knechtel, Studentin an der Fachhochschule Bielefeld im Fachbereich Sozialwesen, hat ein Programm entwickelt, das sich besonders an Kinder mit Sehbehinderungen wendet: »Die Kinder filzen unter anderem Spielbälle aus Schafwolle und erleben das Naturprodukt dabei hautnah.« Die neun kleinen Filzer waren begeistert bei der Sache, nachdem sie im grünen Klassenzimmer des Vereins bereits viel über Schafwolle gelernt und bei den Tieren deren Sprache belauscht hatten.
»Wir haben die Wolle gekämmt, bevor wir die Bälle filzten«, erzählt Melanie. Zusammen mit ihrer Klasse und den Lehrerinnen Mechthild Naumann und Annette Kiene hat sie in den vergangenen Wochen unter anderem einen Imker und den Botanischen Garten besucht. »Wir gehen mit den Kindern raus, damit sie die Umwelt wie hier auf dem Bauernhof über ihre Sinne erleben können«, erzählt Mechthild Naumann.

Artikel vom 03.06.2005