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Absage von Middendorp - er wird Chef der Chiefs

Arminia muss einen anderen von Heesen-Ersatz finden

Von Werner Jöstingmeyer
und Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Johannesburg statt Bielefeld: Ernst Middendorp hat sich überraschend für eine Zukunft bei den Kaizer Chiefs statt bei Arminia entschieden. Gestern Morgen erteilte der als Geschäftsführer Sport vorgesehene Ex-Trainer dem DSC eine Absage.

»Ich habe gerochen, dass es so kommt. Herr Middendorp hatte seinen Aufenthalt in Südafrika um einen Tag verlängert«, hatte Bielefelds Präsident Hans-Hermann Schwick das als negatives Zeichen gedeutet. Nun muss sich Arminia um einen anderen Nachfolger für den kommende Saison als Trainer tätigen Thomas von Heesen bemühen. »Kontakte bestehen. Aber wir wollten erst einmal abwarten, wie sich Ernst Middendorp entscheidet«, betonte Schwick, bei der Suche nicht bei Null zu beginnen.
Es seien auch ein paar prominente Namen unter den potenziellen Sportchefs, nennen wollte der Präsident aber keine. Gut möglich, dass der ehemalige LR Ahlen-Manager Joachim Krug, der im Winter als Trainer der DSC-Amateure ein Kandidat war, dazu gehört. Und auch Günter Rybarczyk vom Regionalliga-Zweiten SC Paderborn gilt als absolut erstligatauglicher Sportlicher Leiter. Er stand beim DSC schon einmal ganz oben auf der Wunschliste.
Nicht ganz unbedeutend für Arminia: Beide besitzen die für die 1. Liga notwendige Trainerlizenz, über die Thomas von Heesen und Co-Trainer Frank Geideck nicht verfügen.
Am Angebot der Arminia hat Middendorps Absage übrigens nicht gelegen. »Das war attraktiv, aber letztlich nicht reizvoll genug«, äußerte der 46-Jährige. Jedenfalls nicht so reizvoll wie die Doppelfunktion, die er vom 24. Juni an beim südafrikanischen Meister Kaizer Chiefs bekleidet. Middendorp, bislang noch in Iran bei Tracktorsasi Täbris tätig, wird bei einem der zwei großen Johannesburger Fußballklubs sowohl Headcoach als auch technischer Direktor. Er erhält einen Zweijahresvertrag, hofft im Hinblick auf die WM 2010 in Südafrika schon jetzt auf eine Vertragsverlängerung. »Dann wäre ich nah dran.«
Bereits im Januar seien die ersten Kontakte entstanden, Arminia sei, so Middendorp, von Beginn an über seine Verhandlungen mit den Kaizer Chiefs informiert gewesen. Er hatte den Chiefs einen Forderungskatalog vorgelegt, »die der Klub zu 96 Prozent erfüllt hat«, berichtete Middendorp jetzt nach seiner Rückkehr aus Johannesburg. Die Arbeitsbedingungen seien nun nahezu ideal, vergleichbar mit den Verhältnissen beim FC Bayern München. Vor kurzem weilte Middendorp mit seiner Frau Regine zu einem Kurzurlaub in Johannesburg, beiden gefiel es prächtig. »Eine Mischung aus Düsseldorf, New York und Tokio - die Stadt hat von allem etwas zu bieten.«
Am 2. Juli beginnt bei den Chiefs die Saisonvorbereitung, Serienbeginn für den Champions-League-Teilnehmer in der 16 Teams umfassenden 1. Liga ist wie in Deutschland am 6. August. »Ich hatte auch große Pläne mit Arminia. Aber je näher der Termin für die Entscheidung rückte, um so schwerer konnte ich mir vorstellen, den Platz am Rasenrand gegen den am Schreibtisch einzutauschen«, gestand Middendorp. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen, betonte der Fußball-Lehrer, hätten auch bei Arminia gepasst.

Artikel vom 01.06.2005