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Menschen in
unserer Stadt
Vedat Keles
Jungunternehmer

Nur die letzte Prüfung steht noch aus, bevor im Herbst das Referendariat beginnen kann. Beginnen könnte. Die Eltern gehen fest davon aus, das ihr Sohn Grundschullehrer wird - allerdings hat Vedat Keles das »Interpool« übernommen. Und um ein Billard-Café, will man es stilvoll führen, muss man sich kümmern.
Genau das tut Vedat Keles; täglich kommt der 28-Jährige als erster und geht als letzter. Billard-Salon auf zwei Etagen, Darts-Abteilung, Getränkeausschank, warme italienische Küche - die Freizeitfrage braucht man dem alerten Jungunternehmer gar nicht erst zu stellen. »Urlaub? Was ist das?«
Dabei ist der Noch-Student an den Chefposten gekommen wie die Jungfrau zum Kinde, denn ein Freund wollte hier ursprünglich ein Restaurant aufmachen. »Sein zweites, aber da hat die Ehefrau protestiert. Und so bin eben ich hier eingestiegen.«
Pool, Snooker, Carambol - das »Interpool« mauserte sich unter Vedat Keles' Regie zu einer Topadresse. An 22 sündhaft teuren Turniertischen, die picobello gepflegt werden, spielen Anfänger aus Bielefeld neben Profis, die von weither anreisen. Der BVO Interpool und zwei Dartteams tragen hier in gediegener Atmosphäre auf 1000 Quadratmetern ihre Heimspiele in den OWL-Ligen aus. An der gut sortierten Bar klingeln leise die Eiswürfel im Cocktailglas, Student sitzt neben Rentner, vielleicht neben Vedat Keles' Vater, »der mir ständig erklärt, wie ich das Geschäft führen soll . . .«
Der Umgangston ist lässig im neunköpfigen Team, zu dem auch Vedat Keles' Verlobte Nural zählt, eine 23-jährige Studentin der Germanistik und Anglistik. »Die gute Seele unseres Multikultiteams aber ist Anna Marlow.« Die Engländerin stand mit 17 erstmals hinter dem Tresen, vor sieben Jahren. Und der Italo-Kurde, der unter dem Künstlernamen »Giovanni« am Herd zaubert, verbreitet schon dank seines optimistisch gezwirbelten Es-ist-vollbracht-Schnurrbarts allerbeste Laune unter den Gästen.
Mit dem »Interpool« ist Vedat Keles in nur neun Monaten ganz nach vorne gestürmt. Immer an der Spitze, das liegt dem Sportler im Blut - auch auf dem Fußballplatz: Ohne Vedat Keles' Tore stünde der SUK Bielefeld wohl kaum auf Platz 1 der Kreisliga B. Matthias Meyer zur Heyde

Artikel vom 02.06.2005