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Öl-Magnat zu neun Jahren Haft verurteilt

Umstrittenes Urteil gegen Yukos-Manager

Moskau (dpa). Der frühere russische Ölmagnat Michail Chodorkowski ist in Moskau zu neun Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Auch sein Geschäftspartner Platon Lebedjew hat neun Jahre Haft erhalten.Einst reichster Russe:
Michail Chodorkowski.

In dem Prozess um Betrug und Steuerhinterziehung blieb die Richterin knapp unter der von der Anklage geforderten Höchststrafe von zehn Jahren. Die beiden Geschäftsleute müssten zudem 17 Milliarden Rubel (483 Millionen Euro) Steuern und Strafen zahlen. Der dritte Angeklagte, Andrej Krainow, wurde zu fünf Jahren auf Bewährung verurteilt.
Chodorkowski, der frühere Vorstandsvorsitzende des Ölkonzerns Yukos, war politisch in Opposition zu Präsident Wladimir Putin gegangen. Das Verfahren galt als vom Kreml gesteuert.
Die Zerschlagung des Yukos-Konzerns durch die Behörden hatte Ende 2004 weltweite Kritik hervorgerufen. Yukos ging im April 1993 aus der Fusion zweier Erdölfirmen hervor und entwickelte sich schnell zum größten Ölunternehmen des Landes. 2003 förderte Yukos knapp 20 Prozent des russischen Öls und nahm eine strategische Stellung ein.
Die überraschende Verhaftung des Vorstandsvorsitzenden Chodorkowski im Oktober 2003 leitete den wirtschaftlichen Niedergang des Unternehmens ein.
Kritiker äußern den Verdacht, dass die Restriktionen einer Insolvenz und einem billigen Kauf durch den Staat dienen sollten. Bis heute hält sich der Verdacht, dass hinter der Verhaftung und Verurteilung Chodorkowskis auch politische Beweggründe stehen. Der scharfe Regierungskritiker und einst reichste Geschäftsmann Russlands hatte die russische Opposition finanziell unterstützt.

Artikel vom 01.06.2005