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Eine Familienchronik: Blutrache, Mord und Drogen

Der kurdische Jesidenclan M., der sich im eigenen Mehrfamilienhaus an der Gutenbergstraße festungsähnlich verschanzt hat, macht seit Jahren immer wieder mit brutalen Gewaltdelikten auf sich aufmerksam. Die von Sozialhilfe lebende ehemalige Bauernfamilie, die in den 70-er Jahren wegen ihres Glaubens aus der ursprünglichen Heimat Türkei geflohen war, dann zunächst in Celle lebte und nach Streitigkeiten mit dortigen Landsleuten 1994 nach Bielefeld umzog, ist seit etwa 100 Jahren mit einem zweiten Jesidenclan in gegenseitige Blutrache verstrickt.
Ende September 2001 eskalierten dann auch die Ereignisse in Deutschland: Bei einer »Aussprache« zwischen den Clans am Osnabrücker Hauptbahnhof wurde der Bielefelder Jeside Adil M. (39), ältester Sohn des Clanchefs Melik M., niedergeschossen. Der Mann überlebte nur, weil er damals eine schusssichere Weste getragen hatte.
Die blutige Antwort der Jesiden von der Gutenbergstraße folgte knapp ein Jahr später. Am 2. August 2002 wurde der Paderborner Pizzabäcker Isa M. (28), Mitglied des gegnerischen Clans und Augenzeuge der Schießerei in Osnabrück, mit 22 Schüssen vor dem TÜV an der Böttcherstraße regelrecht zersiebt.
Mit Chian M. (18) stand gestern nun die dritte Generation der Bielefelder Jesiden vor der hiesigen Justiz. Drei seiner Onkel sind 2003 vom Landgericht Bielefeld bereits zu hohen Haftstrafen verurteilt worden. Zwei von ihnen sitzen wegen des TÜV-Mordes lebenslänglich hinter Gittern. Der dritte Onkel verbüßt eine neunjährige Haftstrafe wegen Drogenhandels und Verstoßes gegen das Waffengesetz (der Mann soll eine Maschinenpistole besessen haben).
Fahnder, die im Winter 2002 das Haus an der Gutenbergstraße durchsucht hatten, berichteten von einem Schießstand auf dem Dach und der Sicherstellung von tausenden von Euro Dealgeld bei Familie M.. (hz)

Artikel vom 02.06.2005