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Barocke Fabulierkunst
und moderne Kritik

Denker Carl Amery ist in München gestorben

München (dpa). Carl Amery galt als Vordenker der ökologischen Bewegung. Im Alter von 83 Jahren ist der Publizist, Schriftsteller und ökologische »Querdenker« bereits am 24. Mai in München gestorben. Gestern wurde er beerdigt.
Publizist, Schriftsteller, Kritiker: Carl Amery.Foto: dpa

Amery schrieb Hörspiele, Romane und wurde vor allen Dingen durch seine kulturkritischen Essays bekannt. Zuletzt erschienen vor wenigen Wochen die von ihm herausgegebenen »Briefe an den Reichtum«. Von 1989 bis 1991 war er Präsident des deutschen PEN-Zentrums. Er galt als widerborstiges Original.
Mit seinen kritischen Essays zum zerstörerischen Umgang mit der Schöpfung gab Amery der gesellschaftspolitischen Diskussion immer wieder neue Anstöße. Der gebürtige Münchener setzte sich in zahlreichen Schriften unermüdlich für eine zeitgemäße Umweltpolitik ein. Barocke Fabulierkunst, apokalyptische Untergangsvisionen und moderne Zivilisationskritik gehörten zu den tragenden Elementen seines Werkes.
Als Sohn eines Hochschulprofessors für Geschichte unter dem bürgerlichen Namen Christian Anton Mayer geboren, arbeitete Amery seit 1950 als freier Autor. Er gehörte 1981 zu den ersten Unterzeichnern des Appells der Schriftsteller Europas für Abrüstung und Frieden. Amery war auch Mitglied der »Gruppe 47«. Auch dem Verband deutscher Schriftsteller stand er vor.
Werke wie »Die ökologische Chance« (1985) oder »Leb wohl geliebtes Volk der Bayern. Ein Requiem für die Wittelsbacher, ihre Beamten, Untertanen und Erben« (1980) zeigten die Bandbreite des Romanciers, Hörspielautors und Essayisten. Die Streitschrift »Kapitulation oder Deutscher Katholizismus heute« löste 1963 ein großes Echo aus. Sein autobiografisch eingefärbter Roman »Das Geheimnis der Krypta« (1990) spielt dort, wo sein innerer Werdegang mit geprägt wurde - in der katholischen Domstadt Freising bei München.

Artikel vom 31.05.2005