31.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Röteln-Epidemie
in Niederlanden

Reisewarnung - Impfschutz prüfen

Von Wolfgang Schäffer
Düsseldorf/Utrecht (WB). In den Niederlanden grassiert eine Röteln-Epidemie. Mehr als 300 Fälle der Infektionskrankheit sind bisher bekannt geworden. Das Reichsinstitut für Volksgesundheit und Umwelt bei Utrecht geht aber davon aus, dass »die wirkliche Zahl 20 bis 50 Mal höher« liegt.

Nach Angaben des Instituts ist vor allem der so genannte »Bibel-Gürtel« von dem Ausbruch der hoch ansteckenden Infektionskrankheit betroffen. Dieser Gürtel zieht sich mitten durch die Niederlande - von Zeeland bis nach Twente. Hier leben mehr als 300 000ÊMitglieder einer strengen protestantischen Religionsgemeinschaft, die Impfungen ablehnt. Die Gemeinschaft hält intensive Kontakte zu Gruppen gleichen Glaubens im kanadischen Ontario. Auch dort sind die Röteln ausgebrochen. 214 laborbestätigte Fälle von Infektionen wurden registriert, darunter fünf bei schwangeren Frauen.
Das Centrum für Reisemedizin (CRM) in Düsseldorf rät denjenigen, die in die Niederlande reisen wollen, ihren Immunschutz gegen die Virusinfektion zu überprüfen und sich impfen zu lassen. Die Impfungen zahlen die Kassen. Einig sind sich Dr. Irmela Müller-Stöver vom CRM und Dr. Sigrid Ley vom Deutschen Grünen Kreuz in Marburg, dass vor allem Schwangere ohne Immunschutz die betroffenen Regionen unbedingt meiden sollten.
Eine Ansteckung habe weitreichende Folgen für das ungeborene Leben. Eine Infektion mit Röteln führt zur Schädigung des Embryos. Fast immer kämen die Babys mit schweren Behinderungen zur Welt. Nach Informationen dieser Zeitung sollen unter den in den Niederlanden an Röteln Erkrankten auch 23 Schwangere sein.
»In der Schwangerschaft ist eine Impfung gegen Röteln generell nicht möglich«, sagt CRM-Expertin Dr. Irmela Müller-Stöver. Wer allerdings die Krankheit einmal durchgemacht habe oder geimpft sei, könne auf einen lebenslangen Schutz vertrauen. Frauen, die sich nicht sicher seien, sollten entweder im Mutterpass nachsehen oder den Arzt aufsuchen, bevor sie zu einer Reise in ein von Röteln gefährdetes Gebiet aufbrechen.
Gisela Hartmann-Kötting, Sprecherin des Centrums für Reisemedizin, erklärt, dass in den Niederlanden etwa 300 000 Menschen der betroffenen Religionsgruppe angehören. In der Vergangenheit sei es dort schon mehrfach zu Ausbrüchen von Infektionserkrankungen, gegen die es Schutzimpfungen gibt, gekommen. 1992/1993 gab es zahlreiche Fälle von Kinderlähmung (Polio) und 1999/2000 von Masern-Erkrankungen.
Übertragen werden Röteln durch Tröpfcheninfektion, beispielsweise beim Husten, Niesen oder Küssen. Etwa zwei Wochen nach der Ansteckung bricht die Krankheit aus. Typische Symptome sind ein Ausschlag, der sich vom Kopf über den gesamten Körper ausbreitet, und angeschwollene Lymphknoten.
www.crm.de

Artikel vom 31.05.2005