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Die Tochter fast
zu Tode gewürgt

Vater leugnet Taten vor Landgericht

 Bielefeld (hz). Unglaubliche Taten wirft die Staatsanwaltschaft einem 23-Jährigen vor: Der gebürtige Bielefelder Benjamin T. soll in seiner Wohnung in Löhne (Kreis Herford) die zur Tatzeit erst zehn Monate alte Tochter fast zu Tode gewürgt, geschlagen, gebissen und mit einem Gegenstand auf das Baby eingeprügelt haben.

Gestern begann der Prozess gegen den arbeitslosen Gärtner vor dem hiesigen Landgericht. Benjamin T. stritt alle Vorwürfe rundweg ab, belastete stattdessen seine Verlobte (19) und deren Mutter (52).
Im August und Anfang September 2004 sollen sich die schweren Übergriffe auf das heute bei einer Pflegefamilie lebende Kind ereignet haben. Als die Oma am Abend des 6. Septembers 2004 ihre Enkelin ins Klinikum Herford einlieferte, diagnostizierte die behandelnde Ärztin schwerste Verletzungen am Baby: Würgemale am Hals, das Gesicht blutunterlaufen, Blut in den Bindehäuten der Augen. Ältere Misshandlungsspuren am Körper der Kleinen, der unter anderem das linke Auge »blau« geschlagen worden war, deuteten auf zwei weitere Übergriffe in den Wochen vor dem 6. September 2004 hin.
Dass er der Täter gewesen sei, davon wollte vor der 2. Großen Strafkammer der Angeklagte nichts wissen. Benjamin T. präsentierte sich vielmehr als »Mustervater«, belastete zudem die Oma des kleinen Mädchens und seine Verlobte. Ihm sei aufgefallen, dass die Tochter, wenn sie bei der Oma gewesen war, mit blauen Flecken am Körper zurückgekommen sei. Die Mutter soll ihrem Baby Backpfeifen verpasst, es heftig geschüttelt, in die Wangen gekniffen und wie einen »nassen Sack« ins Bettchen geworfen haben.
Oma und Mutter - beide waren zum Prozessauftakt als Zeuginnen geladen - wiesen die Vorwürfe strikt zurück. Und: Der Angeklagte selbst wurde letztlich von seiner Verlobten belastet. Die 19-Jährige, die gestern vom Gericht erstmals hörte, was Benjamin T. im Spätsommer 2004 bei einem Kripoverhör an Misshandlungsgeschichten über sie erzählt hatte, räumte ein, zunächst vor der 2. Großen Strafkammer für den 23-Jährigen gelogen zu haben. Tatsächlich habe er sich lieber Computerspielen gewidmet als sich um die Tochter zu kümmern und aggressiv reagiert, wenn das Baby geschrieen habe. - Der Prozess wird Mittwoch fortgesetzt.

Artikel vom 31.05.2005