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Ein Oldtimer steht unter Dampf

Ringlokschuppen wird 100 Jahre - Vom Betriebswerk zum Treffpunkt

Von Michael Diekmann und Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Erst als der tonnenschwere schwarze Gigant in einer Wand aus weißem Wasserdampf im Schuppen verschwindet, wenden sich die Menschen wieder dem Alltag zu. Die Faszination Dampflok zieht auch 2005. »Wir sind nicht nur wirtschaftlich im Ziel, sondern auch in den Herzen der Menschen angekommen«, freut sich Hans Strathmann. Am 2./3. Juli erwartet man zum 100. Geburtstag des Ringlokschuppens deshalb einen echten Besucheransturm.

Der Erfolg hat viele Väter. Das gilt auch, wenn sich am ersten Juli-Wochenende ein altes Bundesbahnbetriebswerk unter Dampf präsentiert und die Menschen an der Stadtheider Straße eintauchen können in eine Welt zwischen Dampflokzeit und modernem Entertainment. Zu den Veranstaltern der großen Geburtstagsparty am 3. Juli ab 10 Uhr gehören deshalb Petra Minz, Geschäftsführerin der Ringlokschuppen GmbH, ebenso wie Konzertveranstalter und Eisenbahnfan Hans Strathmann und Lokführer-Urgestein Olaf Teubert. Der Mann im schwarzen Bahnerkittel, selbst ständig unter Dampf, hat zusammen mit seinen Eisenbahnfreunden wesentlich dazu beigetragen, dass es im Juli tatsächlich etwas zu feiern gilt.
Vor zweieinhalb Jahren hatte Petra Minz die Ruine des Lokschuppens als neues Quartier für ihren Musikclub PC 69 ausgemacht. Das Investoren-/Architektenduo Saxe/Krause realisierte ehrgeizige Pläne. Nicht in den kühnsten Träumen erhofft hatten sich die Verantwortlichen laut Strathmann aber, was den Erfolg und die Akzeptanz des Lokschuppen als Veranstaltungs-, Begegnungs- und Kommunikationsstätte angeht. Strathmann zu 20 Monaten Betrieb im Bahn-Oldtimer: »Eine größere Bandbreite konnte sich vorab niemand vorstellen.«
Eine große Bandbreite versprechen die Gastgeber auch für den 3. Juli. Neben vielen Kinderaktionen, Tanztee und Tanzpräsentationen, einer riesigen Modelleisenbahn und einem Verkauf von Eisenbahn-Kuriositäten. Dazu fährt am Sonntag von 11 bis 17.30 Uhr ein historischer Dampfzug.
Hauptdarsteller am 2. Juli, wenn sich die Eisenbahnfreunde mit ihrem in ehrenamtlicher Arbeit liebevoll restaurierten E-Lokschuppen neben dem Hauptbauwerk vorstellen, wird die gigantische Dampflok der Baureihe 41, die auch am Montag zahlreiche Besucher anlockte. Gebaut 1940, und 1960 auf Schwerölfeuerung umgerüstet, hatte Olaf Teubert den Koloss zur Vorstellung des Jubiläumsprogramms extra angeheizt. Da drückten sich selbst vorbeirauschende Fahrgäste im ICE die Nasen platt. Und Vollblutbahner Teubert schwärmte von der pfeilschnellen Maschine, die ernoch am Samstag über Tecklenburger Privatgleise gejagt hatte: Spitze 90 Stundenkilometer. Die»41«, im Ruhrgebiet beheimatet, reist mit großem Gepäck. Ein zweiter Tender mit zwölf Kubikmetern Schweröl ist ebenso dabei wie ein alter Postpaketwagen mit zwei riesigen Wassertanks. Den nimmt Teubert auch mit, wenn er am kommenden áSamstag (4. Juni) mit der »41« und dem sagenhaften Samba-Express nach Hamburg Altona startet. Die Tagestour mit sechs Salon- und einem Tanzwagen ist bereits ausverkauft, ein zusätzlicher siebter Wagen soll für Kurzentschlossene Platz schaffen. Wer indes nur einen Kurzbesuch auf der Lok machen möchte, sollte sich den 2. Juli vormerken. Mit offizieller Präsentation des Kleinschuppens plant Teubert Kurzfahrten stilecht unter Dampf.

Artikel vom 31.05.2005