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Solidarität hat auch
mal eine Grenze

Kinderlose ohne schlechtes Gewissen


Zum Thema »Weniger Rente für Kinderlose«:
Ich habe, genauso wie mein Mann, mein ganzes Leben gearbeitet. Beide haben wir unsere Steuern und Beiträge zu den Sozialsystemen entrichtet. Wir haben keine Kinder, und ich lasse mir deswegen in keiner Weise ein schlechtes Gewissen einreden. Die Familie wird jetzt schon in jeder Lebenslage unterstützt. Das fängt bei der Lohnsteuerklasse und dem Kindergeld an, geht über das fast kostenlose Bildungssystem hin bis zum Familienpass und Wohngeld der Kommunen. Bei drei Kindern und einem Ernährer profitieren fünf Personen von einem Beitrag zur Krankenversicherung, und die Erziehungsjahre werden in der Rentenversicherung gutgeschrieben.
Wir hingegen entrichten die doppelten Beiträge zum Sozialsystem und zahlen entsprechend unserem Einkommen den vollen Steuersatz. Ich und alle in vergleichbarer Position haben deshalb, wie ich meine, mit Recht einen Anspruch auf die erworbenen Leistungen aus den Sozialversicherungen. Die bisher beschlossenen Reformen werden den Versicherten in Zukunft schon genug abverlangen, genug ist genug, sonst kann man die Sozialversicherung gleich ganz abschaffen. Jede Solidarität hat irgendwo auch mal eine Grenze, und bei 56 Prozent Abzügen vom Lohn ist diese Grenze schon lange erreicht. Was wir brauchen, ist Arbeit für die Arbeitslosen. Die jetzige desolate Situation in Deutschland hat sich schon vor 20 Jahren angekündigt.
Die Globalisierung und deren Folgen werden uns auch noch mindestens die nächsten 15 Jahre beschäftigen, und das bedeutet, dass kein Geld für Überfluss auf Staatkosten da sein wird, sondern dass Bescheidenheit angesagt ist - und das gilt für alle in Deutschland.
Kein Politiker hat damals entsprechend die Weichen gestellt. Wir Versicherten werden diese Suppe, die uns diese Politiker eingebrockt haben, nicht auslöffeln. Wir sind nicht die Melkkühe der Nation, und wer dieses nicht begreift, soll mal daran zurückdenken, wie unsere Eltern in den 70-er Jahren uns großgezogen haben, und mal überdenken, ob gewisse Ansprüche an die Gesellschaft nicht etwas überzogen erscheinen.
MARION KÜCKMANNper E-Mail

Artikel vom 07.07.2005