30.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Party zwischen Baken,
Schildern und Zäunen

Hitze forderte Tribut - Besucher kamen erst abends

Von Burgit Hörttrich und
Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). »Die Hitze und das DFB-Pokalspiel haben uns am Samstag Besucher gekostet, aber insgesamt sind wir zufrieden,« zieht Hans-Rudolf Holtkamp, dessen Bielefeld Marketing GmbH die dreitägige Baustellen-Party als einmaligen Leinewebermarkt-Ersatz organisiert hat, Bilanz.

Die Wirte zumindest waren durchweg zufrieden, denn an den Getränkeständen wurde Pils im Akkord gezapft. Die tropischen Temperaturen forderten dennoch ihren Tribut: Erst nach dem Freibadbesuch oder dem Sonnenbad im eigenen Garten kamen die Besucher zur Baustellen-Party. Frühestens nach Einbruch der Dunkelheit. Dann aber wurde vor allem auf dem Klosterplatz richtig gefeiert: Die Gruppen, die dort spielten, sorgten mit altbekannten Hits dafür, dass jeder mitsingen konnte, wenn er denn wollte. Die Mädchen von »Wonderwall« hatten vor allem bei den extra-jungen Bielefeldern ihr Publikum, während »The Flames« die »Großen« entzündeten.
Heinz alias Georg Traber zeigte - Baustellenparty-gemäß - dass sich ein zehn Meter hohes Gerüst auch aus fünfzig Eschenstangen und Seilen bauen lässt - in gut und gern drei Stunden und ohne dass er dabei wieder festen Boden berührt hätte. Im Sandhaufen auf dem Altstädter Kirchplatz buddelten und baggerten die Jüngsten, Dagmar Selje hatte ihre Puppenspiele komplett auf das Thema Baustelle ausgerichtet: mit Baustellen-Bühnenbildern und passenden Bau-Kommentaren.
»Es war ein ruhiges Fest ohne nennenswerte Vorkommnisse,« kommentierte auch Bernd Kuckert als Bezirksbeamter. Herbert Grünkemeier vom Amt für Verkehr, der über die Umgestaltung der Fußgängerzone Auskunft gab: »Alle wollten wissen, wann die Fußgängerzone fertig ist.« Er habe ihnen »in die Hand« versprochen: »Am 12. November 2005.«
Weniger zufrieden seien die Schausteller gewesen, räumte Hans-Rudolf Holtkamp ein: »Deren Stände am Niederwall waren nicht so frequentiert wie beim Leinewebermarkt, weil wir sie anders stellen mussten - aber wir wollten auch niemanden abweisen, der dabei sein wollte.« Kommentar eines Schaustellers, dem es an Kundschaft mangelte, am Samstagnachmittag: »Noch 18 Stunden muss ich durchhalten!« Holtkamp: »Heiße Pommes oder Ochsenbraten vom Spieß, das war nicht das, was bei der Hitze gefragt war.«
Und es gab weitere Beschwerden: Bielefelder beklagten sich darüber, dass die Brunnen abgestellt waren. Dort hätte man sich gut bei einem erfrischenden Fußbad abkühlen können. . . Holtkamp: »Das Wasser lief nicht, weil die Brunnen sonst zu Müllplätzen werden - scheußlich.« Den Party-Etat von 150 000 Euro finanzieren Standgelder und Sponsoren.
2006 soll gefeiert werden wie bereits seit drei Jahrzehnten: mit dem traditionellen Leinewebermarkt. Der ist am letzten Maiwochenende, vom 27. bis zum 29. Mai.

Artikel vom 30.05.2005