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»Amedick hat die
Nase leicht vorn«

Watzke und Zorc für BVB auf Suche

Von Elmar Neumann
Paderborn (WB). Offiziell war es eine Auswärtspartie, die Eintracht Braunschweig gegen den SC Paderborn 07 mit 3:1 (2:0) gewann. Neu-Niedersachse Martin Amedick indes fühlte sich aus zwei Gründen wie nach einem bedeutenden Erfolgserlebnis in einem Heimspiel.
Im Erstliga-Blickpunkt: SCP-Verteidiger Markus Bollmann (r.), hier im Duell mit Ahmet Kuru.

Dafür sorgten zum einen laut Polizeiangaben mindestens 5000 Eintracht-Fans im Hermann-Löns-Stadion, aber auch der Umstand, dass der 22-Jährige das Fußball spielen im Kreis Paderborn erlernt hat. Acht Jahre kickte der 1,94 Meter-Riese beim SC Delbrück, dann drei Jahre für den SCP 07, wechselte 1998 zu Arminia Bielefeld und von dort vor dieser Saison nach Braunschweig. Kein Wunder, dass Amedick den samstäglichen Sieg gegen seinen Ex-Klub nicht als Selbstverständlichkeit einstufte: »Das ist natürlich ein ganz besonderes Erlebnis für mich. Meine Eltern, meine Freundin und viele Bekannte waren im Stadion und wir haben gegen Paderborn mit einer Top-Leistung einen Riesen-Schritt in Richtung zweite Liga gemacht - was will man mehr?«
Eine Frage, die ihm Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc sicherlich problemlos beantworten könnten. Sie waren in Paderborn und konzentrierten sich bei der Spiel(er)-Beobachtung ganz auf Martin Amedick und dessen SCP-Pendant Markus Bollmann (24 Jahre, 1,90 m). »Wenn es finanziell machbar ist, werden wir einen dieser beiden Spieler als vierten Innenverteidiger für unseren Bundesliga-Kader verpflichten. Beide haben das Potenzial, in der 1. Liga zu spielen«, sagte Watzke, der Amedick am Samstag erstmals und Bollmann bereits mehrfach live gesehen hat.
Fehlerfreie Darbietungen bekam er am vorletzten Drittliga-Spieltag nicht geboten. Bollmann (»Das geht auf meine Kappe«) ließ sich nicht nur beim 0:1 von Doppeltorschütze Ahmet Kuru düpieren. Amedick brachte die Gastgeber mit einem elfmeterreifen Foul an René Müller kurzzeitig zurück ins Spiel. »Die Tatsache, dass sie von uns beobachtet werden, scheint nicht spurlos an ihnen vorüberzugehen«, hat Watzke erkannt. Aus diesem Grund wird der BVB diese Personalie auch erst nach dem Aufstiegskampf weiter verfolgen. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen, eine erste Tendenz aber gibt der Dortmunder Geschäftsführer preis: »Derzeit hat Martin Amedick die Nase leicht vorn. Er ist zwei Jahre jünger, machte auf mich den abgeklärteren Eindruck und war in der Vorwärtsbewegung präsenter.«
Wenn aus der Tendenz ein endgültiges Urteil geworden ist, steht den Borussen das größte Problem aber noch bevor: Das Kandidaten-Duo hat noch Vertrag bis 2006. »Wenn wir aufsteigen, ist die Chance, dass wir Markus abgeben, gleich Null«, sagt Paderborns Präsident Wilfried Finke. »Es gibt derzeit keine Ablösesumme, die bezahlbar ist«, sagt Eintracht-Manager Wolfgang Loos. Dennoch ist zu hören, dass Braunschweig ab 800 000 Euro verhandlungsbereit sei, und Hans-Joachim Watzke weiß: »In einem Jahr sind beide ablösefrei.«

Artikel vom 30.05.2005