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»Wenn wir das nicht schaffen,
haben wir es nicht verdient«

Fußball-Regionalliga: SC Paderborn setzt auf die zweite Chance

Von Hans Peter Tipp
Paderborn (WB). Am Ende feierten die Anderen. Während die Regionalliga-Fußballer des SC Paderborn nach dem 1:3 (0:2) gegen Eintracht Braunschweig frustriert in die Knie gingen, tanzten und jubelten die Niedersachsen, als hätten sie den Aufstieg bereits perfekt gemacht.

Doch auch ihnen fehlt noch der letzte, der alles entscheidende Schritt. Völlig verdient hatten sie jedoch am Samstag nach Toren von Kuru (14. und 27.) sowie Graf (77.) bei einem zwischenzeitlichen Anschlusstreffer von Alexander Löbe (Foulelfmeter/61.) im mit 10 222 Zuschauern ausverkauften Hermann-Löns-Stadion die drei Zähler geholt und eine Woche vor dem Saisonfinale die Paderborner von der Ligaspitze verdrängt.
Dennoch können sich auch die Ostwestfalen ihren großen Traum vom Aufstieg in die 2. Fußball-Bundesliga noch immer aus eigener Kraft erfüllen. Ein Sieg am kommenden Samstag (14 Uhr) bei den bereits abgestiegenen und abgeschlagenen Amateuren des VfL Wolfsburg würde bereits zur Beförderung reichen. »Wenn wir das nicht schaffen, haben wir es auch nicht verdient«, bemerkte Daniel Cartus, der nach dem Schlusspfiff zu Boden gesunken war wie ein schwer getroffener Boxer. Die Enttäuschung über die in einem schwachen Spiel vergebene Aufstiegschance wirkte dennoch wie eine kalte Dusche.
»Heiß« war die Hit gegen Eintracht Braunschweig, der in der ersten Halbzeit kurzzeitig wegen einiger unbelehrbarer Gästefans vor dem Abbruch stand, ohnehin nur wegen der tropischen Außentemperatur. 35 Grad im Schatten, mehr als 50 wahrscheinlich in der prallen Sonne: Das nutzten die Gäste, um die zu häufig indisponierten Paderborner eiskalt abzukochen. Dafür benötigten sie im ganzen Spiel exakt vier hochkarätige Torchancen. Zwei Mal schlug Kuru zu, dann hätte Nermin Celikovic in der ersten von fünf Nachspielminuten der ersten Halbzeit bereits alles klar machen können. Doch er vergab, und die Paderborner schöpften neue Hoffnung.
Doch sie hatten es den Gästen zu verdanken, dass sie überhaupt an einem (Teil-)Erfolg denken durften. Der Ex-Bielefelder Martin Amedick brachte sich gegen den eingewechselten René Müller selber in Schwierigkeiten und wusste sich nur durch ein Foul im Strafraum zu helfen. Löbe verwandelte den Elfmeter und wäre sieben Minuten später fast zum Helden geworden. Doch seine sehenswerte Direktabnahme traf nur die Latte.
Dann kamen die Braunschweiger noch einmal gefährlich vor das Paderborner Tor, weil Bollmann unnötigerweise einen Eckball verursacht hatte. Vierte Chance - drittes Tor: Perfekter geht's kaum, fand auch Eintracht-Trainer Michael Krüger, der in den achtziger Jahren in Paderborn studiert hatte. Samstag feierte er seinen 51. Geburtstag.
Damit die Niederlage im Spitzenspiel für den SC Paderborn nicht zum K.o. im Rennen um den seit Saisonbeginn angestrebten Aufstieg wird, wird Trainer Pavel Dotchev von Donnerstag an mit seinem Kader ein zweitägiges Mini-Trainingslager beziehen. »Ich möchte meine Spieler bei mir haben, damit sie nicht abgelenkt werden«, begründete er diesen Entschluss. Seine Hauptsorge gilt derzeit seiner Hintermannschaft. »Wir haben in den letzten beiden Spielen sechs Gegentore kassiert. Das ist viel.«
Gedanken, dass sein letztes Spiel als Paderborner Trainer ohne den Aufstieg zu Ende geht, macht er sich nicht: »Wir haben eine zweite Chance. Und die werden wir nutzen. Da bin ich mir sicher.«

Artikel vom 30.05.2005