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Der Traum ist ausgeträumt

Bundestrainer Petersen sieht 18:35-Lehrstunde für TSG-A-Jugend

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Eigentlich war eine famose Aufholjagd vorgesehen. Doch die allgemeine Zuversicht im Lager der TSG Altenhagen-Heepen vor dem Anpfiff kehrte sich erst in Ernüchterung und später auch in Resignation um. Dass die TSG im Viertelfinalrückspiel um die deutsche A-Jugendmeisterschaft gegen die SG Wallau-Massenheim keine Sensation schaffen würde, stand für Trainer Martin Räber angesichts einer extremen Fehlerquote »schon nach fünf Minuten« fest. Wie im Hinspiel wirkte der Bielefelder Talentschuppen hypernervös und verkrampft und musste sich dem cleveren Bundesliganachwuchs mit 18:35 (9:16) unerwartet deutlich beugen.

»Bis auf das Endergebnis« registrierte Räber eine Parallele zum Hinspiel, das Wallau ja schon mit 29:24 gewonnen hatte. »Wir haben nicht zu unserer Angriffsleistung gefunden«, urteilte der TSG-Coach. »Wallau hat unsere technischen Fehler eiskalt ausgenutzt«.
Je länger das Treffen währte, umso mehr gab die stärkere Physis der Hessen den Ausschlag. »Wir sind immer müder geworden. Vorne ist uns gar nichts mehr gelungen«, kommentierte Räber die harmlosen Würfe seines Teams, denen Härte und Präzision fehlten. Wallau-Massenheim lief einen Gegenstoß nach dem nächsten.
Bundesjugendtrainer Klaus-Dieter Petersen (THW Kiel) und TBV-Mittelmann Markus Baur sahen im Treibhaus Heepen eine TSG, die bloß zwei Mal in Führung gehen konnte. Malte Schröder warf sein Team mit 3:2 erstmalig nach vorne (9.), Florian Korte glückte das 4:3 (10.).
Der große Respekt vor der SG Wallau-Massenheim erwies sich wiederum als störend. Einzig Pascal Welge mit 14 gehaltenen Bällen stand den Gästen mutig im Weg. Seinen Vorderleuten unterliefen in der Vorwärtsbewegung kapitale »Klöpse«; etwa Rechtsaußen Arne Puls, der den Ball ohne Bedrängnis einem Wallauer in die Arme passte. Als Antwort gab's das 7:11 (21.). Ein TSG-Fehlpassfestival begünstigte einen flotten SG-Zwischenspurt zum 7:14 (26.).
Kurzzeitig keimte nochmal so etwas wie Hoffnung auf, als Jan-Henrik Werner (2) und Florian Korte den Rückstand auf 12:16 verkürzen konnten (35.). »Wir hatten uns in der Kabine verständigt, dieses Spiel wenigstens nicht verlieren zu wollen«, so Räber über das neu gesteckte Ziel.
Doch in der folgenden Viertelstunde konnte sich bloß Malte Schröder (13:20) in die Torschützenliste eintragen. Wallau-Massenheim preschte mit 12:1 Toren in Folge entscheidend davon - 28:13 (50.). Beim Gegner klappte nahezu alles. Altenhagen-Heepen rannte zunehmend mut- und konzeptlos gegen eine kompakt stehende schwarze Wand an.
»Wir haben aus unseren Möglichkeiten alles gemacht. Wallau war besser als wir«, sah Räber einen verdienten Sieger - und nahm's mannhaft: »Jetzt hab' ich Urlaub«. Sein SG-Trainerkollege Thomas Scherer zollte der TSG Altenhagen-Heepen großen Respekt und sprach von einem »exzellenten Jugendhandballspiel. Hier haben zwei Sieger gegeneinander gespielt. Wir haben heute nichts erreicht, sind in der Meisterschaft nur eine Runde weiter. Aber die Titel des westdeutschen Meisters und des südwestdeutschen Meisters kann man weder der TSG noch uns wegnehmen. Darauf können wir alle stolz sein«.
Trotz des Ausscheidens war der Auftritt am Samstag auch für Kapitän Jan-Henrik Werner eine »echte Krönung. Am liebsten würde ich mit den Jungs noch ein A-Jugendjahr ranhängen«.

Artikel vom 30.05.2005