30.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Erik Gerets zieht
den Schlussstrich

Wolfsburg wieder auf Trainersuche

Wolfsburg (dpa). Trainer Erik Gerets hat sich im Kompetenz-Gerangel mit Thomas Strunz einen Rücktritt erlaubt. Nach wochenlangen Querelen zog der 51 Jahre alte Belgier einen Schlussstrich unter seine Dienstzeit beim VfL Wolfsburg und kündigte seinen bis 2006 laufenden Vertrag.
Seine Entscheidung teilte Gerets in Anwesenheit von Manager Strunz dem Aufsichtsrat mit. Das Gremium wollte die Streithähne in einem letzten Rettungsversuch zu einer Zusammenarbeit bewegen. Strunz leitete sofort die Suche nach dem fünften Wolfsburger Bundesliga-Trainer ein, der die hoch gesteckten Ziele des vom Autokonzern VW beherrschten Clubs erfüllen soll.
»Diese Entscheidung ist mir sehr schwer gefallen. Die Gründe für meinen Rücktritt sind vielfältig. Ich schiebe keinem den Schwarzen Peter zu«, sagte Gerets, der nun mit Galatasaray Istanbul und Standard Lüttich in Verbindung gebracht wird. Nur indirekt sprach der Trainer den Konflikt mit Strunz an. »Den Fans danke ich besonders - sie sind super«, sagte Gerets, der von den Rängen wesentlich mehr Rückendeckung als von der Vereinsführung erhalten hatte. Die Zuschauer hatten ihn trotz der enttäuschenden Rückrunde unterstützt und zuletzt in Sprechchören den Rauswurf von Strunz gefordert.
Der bärtige Belgier, durchaus ein Mann mit Ecken und Kanten, hatte das Traineramt als Nachfolger von Jürgen Röber am 4. April 2004 übernommen. Anfangs feierte er in Wolfsburg große Erfolge. In der Hinrunde war die VfL-Mannschaft sogar acht Mal Tabellenführer. Doch nach der Winterpause stürzte das Team auf Rang neun ab und rettete sich mühevoll in den UI-Cup. Das war für seinen direkten Vorgesetzten und neuen Geschäftsführer Strunz zu wenig, der nach seinem Amtsantritt am 1. Januar in mehreren Interviews sogar von einer möglichen Meisterschaft gesprochen hatte.
»Wichtig ist, dass jetzt Ruhe in den Verein kommt. Die nächsten Tage werden noch turbulent, da bin ich nicht blauäugig. Aber unsere Spieler müssen das Gefühl haben, dass wir die nächste Saison gezielt angehen«, kommentierte Strunz die neue Situation. Am Trainingsbeginn 22. Juni ändert sich nichts. Dann soll der Gerets-Nachfolger - als Kandidat wird der derzeitige Aachener Trainer Dieter Hecking genannt - ein neu formiertes Team übernehmen.
Vor allem die Personalien Andres D'Alessandro, Martin Petrow und Thomas Brdaric müssen geklärt werden. Der Argentinier will nicht mehr für die »Wölfe« spielen und könnte für zwei Millionen Euro ausgeliehen werden, Nationalspieler Brdaric liebäugelt mit einer Rückkehr zu Hannover 96.

Artikel vom 30.05.2005