30.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kiefer kämpft auch
gegen die Schmerzen

French Open: Dawidenko setzt Haas die Brille auf

Paris (dpa). Die Wege der Team-Weltmeister Nicolas Kiefer und Thomas Haas haben sich bei den French Open in Paris getrennt. Während Kiefer gestern die Hängepartie gegen den Russen Igor Andrejew mit 6:4, 7:6 (9:7), 3:6, 6:4 gewann und erstmals im neunten Anlauf ins Achtelfinale stürmte, verlor Haas 5:7, 0:6, 0:6 gegen den Russen Nikolaj Dawidenko und bekam zum Abschluss der Sandplatz-Saison eine Lektion erteilt.
Die 19 Jahre alte Nordhornerin Anna-Lena Grönefeld schied durch eine unglückliche 6:7 (3:7), 5:7-Niederlage gegen die Italienerin Francesca Schiavone als letzte von vier gestarteten deutschen Tennis-Damen aus.
Kiefers Match gegen Andrejew war am Samstag wegen Dunkelheit um 21.45 Uhr beim Stand von 6:4, 7:6 (9:7), 3:6, 4:4 nach 3:46 Stunden Spielzeit abgebrochen worden. Gestern stand der hoch konzentrierte Hannoveraner dann nicht einmal mehr sechs Minuten auf dem Platz. Kiefer gewann sein Aufschlagspiel zu null und nutzte die erste Breakchance zum Matchgewinn. »Einerseits hätte ich am liebsten am Samstag zu Ende gespielt, andererseits hatte ich von Beginn an tierische Probleme mit meinem Nacken. Irgendetwas war blockiert«, sagte Kiefer, der auch gestern noch über Schmerzen klagte.
Als deutscher Alleinunterhalter nimmt der 27-Jährige die zweite Woche in Angriff. »Das macht mich stolz. Sand ist eigentlich mein schlechtester Belag. Aber dieses Jahr hat gezeigt, dass das ein Problem des Kopfes war«, sagte Kiefer, der nun schon 62 020 Euro verdient hat. Heute kämpft er gegen Guillermo Canas aus Argentinien um den Einzug ins Viertelfinale. »Ich versuche, so weit zu kommen wie möglich. Es gibt ja schließlich Schmerztabletten«, meinte Kiefer. Die Runde der letzten Acht bei einem Grand-Slam-Turnier erreichte er zuletzt vor fünf Jahren bei den US Open.
Der in Florida lebende Haas fühlte sich nach dem Schockerlebnis von zwei zu null verlorenen Sätzen gegen Dawidenko zurückversetzt in Kindertage. »Das letzte Mal habe ich mit sieben oder acht Jahren so verloren. Gegen meinen Vater habe ich oft die Brille gekriegt«, sagte Haas nach der derben Drittrunden-Niederlage. Die Überlegenheit von Dawidenko musste er neidlos anerkennen: »Ich hätte unmenschliches Tennis spielen müssen, um zu gewinnen.«
Der seit kurzem mit dem Model Giulia Siegel liierte Haas konnte mit dem Team-Weltmeister-Titel von Düsseldorf und dem Halbfinale von München zwei schöne Erfolge auf Sand feiern. Doch nun geht es von einem ungeliebten Belag auf den nächsten. Die Rasenturniere in Halle, Rosmalen und Wimbledon stehen vor der Tür. »Ich muss jetzt drei Wochen Serve-and-volley spielen. Das kann ich nicht so gut, deswegen bin ich froh, wenn es vorbei ist«, meinte Haas, der in Wimbledon noch nie über die dritte Runde hinaus gekommen ist.
Anna-Lena Grönefeld (19) war untröstlich, dass sie eine große Chance vertan hat. Zwar kam sie eine Runde weiter als im Vorjahr in Paris, wo sie damals eine Verletzung stoppte. »Doch ich hätte gegen Schiavone gewinnen müssen«, sagte die Junioren-Siegerin von 2003 unter Tränen. »Es war eine Sache der Nerven. Ich muss daran arbeiten, dass ich mir nicht alles Erarbeitete innerhalb weniger Minuten zunichte mache.« Dennoch geht es weiter bergauf für die in Scottsdale/Arizona trainierende Norddeutsche. Sie wird in der Weltrangliste wohl erstmals in die Top 40 vorstoßen.

Artikel vom 30.05.2005