31.05.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Zum Jubeln in den Keller gehen

Peter Krobbach sieht in Arminias Gebaren nach Toren eine Abstiegsursache

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Wer sich auf die Suche nach Gründen für den Abstieg von Arminia Bielefelds Amateuren aus der Fußball-Regionalliga Nord begibt, stößt auf immer neue Theorien. Peter Krobbach, Leiter der Amateur- und Jugendabteilung, zum Beispiel überlegt, ob er den Spielern für die nächste Saison ein Torjubelverbot erteilen soll.

Der Beweggrund ist klar: Samstag beim 2:3 gegen Preußen Münster haben die Arminen derart exzessiv ihren 2:2-Ausgleich gefeiert, dass sie darüber jegliche Defensiv-Disziplin verloren und Münster postwendend zum Siegtor gelangte. »In der Euphorie über das Unentschieden waren wir plötzlich unkonzentriert«, gestand Ausgleichstorschütze Carsten Rump. »Ein Doppelpass durch die Mitte und drin das Ding - da sehen wir ganz schön alt aus.«
Peter Krobbach wollte in dieser Szene sogar das Spiegelbild für die gesamte Saison gesehen haben. »Wir erzielen ein Tor, um uns wenig später um den Lohn für die Arbeit zu bringen.« Was Krobbach total missfiel: »Der teilweise überzogene Jubel über einen Treffer.« Rumps Ross- und Reiter-Jubel nach einem Elfmeter über den halben Platz, Wieczorek, der sich auf Schultern tragen ließ - »man kann sich ja freuen, aber diese Feixtänze wie beispielsweise gegen Chemnitz stacheln doch nur den Gegner an. Die anderen Spieler sehen das und denken: So, jetzt zeigen wir's denen erst recht.«
Finn Holsing mochte da noch nicht einmal widersprechen, räumte stattdessen kleinlaut ein, gegen Münster »aus dem Nichts ein dummes Gegentor kassiert« zu haben. Preußen münzte Arminias Freude in den eigenen Vorteil um, Stephan Küsters schloss eine blitzschnelle Ballstaffette vom Anstoß weg zum 2:3 ab. »Das machen die anderen ein bisschen besser als wir«, erkannte Holsing an.
Peter Krobbachs Kritik richtete sich allerdings nicht ausschließlich an die Amateurspieler, sondern auch an die A-Junioren. »Da ist es genau so. Die feiern ein 1:0 nach zehn Minuten so, als hätten sie schon das Spiel gewonnen. Dabei ist höchstens mal eine Richtung vorgegeben.«
Natürlich hat auch der ehemalige Arminia-Erstligaspieler Verständnis dafür, wenn sich eine Mannschaft über ein Erfolgserlebnis freut. »Doch so übertrieben, wie das bei uns manchmal ist, geht's mir gegen den Strich«, schimpft der 51-Jährige.
Münster, meint Krobbach, habe sich durch die Bielefelder Freudentänze anstacheln lassen und sei darum zum Sieg gekommen. »Dabei war der Ausgleich doch ein Schock für die. Die Münsteraner lagen am Boden, aber wir waren nicht in der Lage, den Sack zuzumachen.«
Zweifellos kann das Adrenalin-Erlebnis Regionalliga zu ausschweifendem Jubelgebaren führen. Andererseits liegt Krobbach nicht völlig daneben, darin allenfalls semiprofessionelle Teamreife zu sehen. Arminias Amateure können ihrem Abteilungsleiter am Samstag zeigen, dass sie professionellere Jubler sind, als ihnen nachgesagt wird. Und wenn an der Hamburger Straße in Braunschweig vor vollen Rängen der überraschende 1:0-Auswärtssieg zum Saisonabschluss eingetütet ist, wird sicher auch Krobbach seine Arminen nicht zum Jubeln in den Keller schicken wollen.

Artikel vom 31.05.2005