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Theater riskiert Lippe

Marcus Everding wird Oberspielleiter in Detmold

Von Dietmar Kemper und
Stefan Hörttrich (Foto)
Detmold (WB). »Lippe riskieren« heißt das Motto des Landestheaters Detmold für die Spielzeit 2005/2006. Deutliche Worte richtete Intendant Kay Metzger auch an die neue Landesregierung: »Weitere Kürzungen würden die Existenz des Hauses in Frage stellen.«

In den vergangenen beiden Jahren sank der jährliche Zuschuss des Landes um zehn Prozent, von 8,4 auf 7,5 Millionen Euro. Metzger und Verwaltungsdirektor Dirk Löschner appellierten am Mittwoch an CDU und FDP, sich deutlich zu den vier Landestheatern zu bekennen und Kultur nicht als Subvention, sondern als »Investition in den Bürger« zu verstehen. In der Spielzeit 2003/2004 besuchten 192 903 Männer und Frauen die 573 Vorstellungen, davon 355 in Detmold. Die Zahl der Gastspiele ging auf 218 zurück.
Dirk Löschner beklagte: »Wegen massiver Kürzungen im Kulturetat gehen die Kommunen kein Risiko ein. Sie kaufen nur noch Stücke, die ein volles Haus versprechen.« Weil die aktuelle Spielzeit noch läuft, liegen deren Besucherzahlen erst Ende Juni vor.
In der kommenden Saison gibt es Premieren sowohl bei den Stücken als auch beim Personal. Neuer Oberspielleiter wird Marcus Everding, Sohn des am 26. Januar 1999 verstorbenen Generalintendanten der Bayerischen Staatstheater und Präsidenten des Deutschen Bühnenvereins, August Everding. Sein Sohn wird Schillers »Die Jungfrau von Orleans« inszenieren, die am 2. Oktober ihre Premiere feiert. Neu im Team sind auch die Ausstattungsleiterin Petra Mollerus und der Chefdramaturg Sven Gesse. Außerdem wird ein Theaterpädagoge eingestellt, um Jugendliche zu begeistern. Mobile Produktionen wie das Stück »I don't like Mondays« werden direkt im Klassenzimmer aufgeführt.
Als einen der Höhepunkte der kommenden Spielzeit kündigte Kay Metzger »Un ballo in maschera« an. Verdis Oper werde in italienischer Sprache präsentiert (Premiere: 16. September). Passend zum Mozart-Jahr 2006 wirdMetzger selbst die Oper »Don Giovanni« inszenieren (Premiere: 5. November 2005). Damit die Gegenwartsliteratur zu ihrem Recht kommt, zeigt das Landestheater »Maries Fest« von Polle Wilbert am 19. Januar als Uraufführung. Auf prominenten Besuch von Mircea Krishan dürfen sich die Besucher des Stücks »Sibirien« (Premiere: 15. September) über einen ins Pflegeheim abgeschobenen Mann freuen, der rückblickend die Kriegsgefangenschaft in Russland als weniger schlimm empfindet. Der Vorverkauf für die Aufführungen bis zum 31. Januar 2006 beginnt am 15. August (Telefon: 052131/974803).

Artikel vom 26.05.2005