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»Betörende Jahrhundertstimme«

Der Sänger Dietrich Fischer-Dieskau wird am Samstag 80 Jahre alt

Großer Künstler: Dietrich Fischer-Dieskau.Foto: dpa

Berlin (dpa). Kaum ein Sänger aus Deutschland hat wohl so viele Platten aufgenommen und solche Bewunderung weltweit geerntet: Der lyrische Bariton Dietrich Fischer-Dieskau gilt als eine der großen Künstlerpersönlichkeiten der vergangenen Jahrzehnte. Mit seiner »betörenden Jahrhundertstimme« wird er noch immer als legendärer Opern- und Liedersänger gefeiert, der mehr als 3000 Lieder in seinem Repertorie hat und mit Preisen überhäuft wurde. Fischer-Dieskau, der heute vor allem als Lehrer aktiv ist und in Konzerten Sprecherrollen übernimmt, wird am kommenden Samstag 80 Jahre alt. Kürzlich wurde er von Schwedens König Carl XVI. Gustaf mit dem Polar-Musikpreis 2005 geehrt.
Fischers-Dieskaus Aufnahmen der »Winterreise« von Franz Schubert oder der Lieder Gustav Mahlers zählen zu den bekanntesten Einspielungen der klassischen Musik überhaupt. Der in Berlin geborene Sänger stand als Wolfram von Eschenbach in »Tannhäuser« und als Papageno in der »Zauberflöte« auf der Bühne, gab den Grafen Almaviva in »Figaros Hochzeit« und den Ottokar im »Freischütz«. Insgesamt gibt es mehr 400 Schallplatten mit ihm.
Besonders die enorme Bandbreite bei den oft zarten Schattierungen seiner Interpretationen begeisterten die Zuhörer. Es war vor allem die Verbindung von sprachlicher und musikalischer Genauigkeit, den für jeden Zuhörer verständlichen Gesangstext, aber auch seine Leidenschaft, mit der sich Fischer-Dieskau einen weltweiten Namen erwarb. Von 1954 an war er ständiger Gast bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth.
Nach mehr als 45 Jahren Konzerttätigkeit zog sich der Sänger 1993 von den Bühnen zurück und widmete sich verstärkt seinem Hobby als Maler. Seinen 80. Geburtstag will der Sänger nach seinem jüngsten Sturz zu Hause in Berlin nur im kleinen Freundeskreis feiern.

Artikel vom 26.05.2005