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Melitta tanzt im Samba-Schritt

Brasilien boomt -ÊNeubau in Minden geplant -ÊGenerationswechsel winkt

Von Bernhard Hertlein
Minden (WB). Nach zwei rückläufigen Jahren erwartet die Mindener Melitta-Gruppe 2005 wieder einen höheren Umsatz. Wichtigster Grund für die geplante Erhöhung um sechs Prozent sind ausgerechnet die steigenden Kaffeepreise.

Nach Angaben des geschäftsführenden Gesellschafters Dr. Stephan Bentz erzielt Melitta heute weltweit 38 Prozent seines Umsatzes mit Kaffee. Nach zwei Preiserhöhungen im Februar (plus 70 Cents je Pfund Röstkaffee) und vor Pfingsten (plus 50 Cents) erwarten die Mindener bis Jahresende eine relative Preisstabilität.
2004 schloss der Gruppenumsatz leicht unter dem Vorjahresniveau von 1,1 Milliarden Euro. Auch die Umsatzrendite entfernte sich wieder weiter von den angestrebten vier Prozent. Allerdings haben alle Bereiche, so Bentz, schwarze Zahlen erwirtschaftet.
Erfreulich entwickelt sich Melitta do Brasil unter dem seit 18 Monaten amtierenden Geschäftsführer Bernardo Wolfsohn. Nach einem Umsatzplus um 27 Prozent auf 86 Millionen Euro belegt Brasilien Platz 3 unter den sieben Melitta-Geschäftsfeldern. In Dollar-Währung legte auch das US-Geschäft um sechs Prozent zu.
Nach langer Zeit konnte Melitta im ersten Quartal wieder mehr Filtertüten verkaufen. Möglicherweise, so Bentz, ist dies der Anfang von einem Trendwechsel im Kaffeegeschmack. Im Gegenzug hat das neue Eintassengerät »My Cup« noch nicht ganz so eingeschlagen wie erhofft. Seit Januar 2005 agiert Melitta Haushaltsprodukte am Markt für Kaffeemaschinen außerdem mit einem eigenen Espresso-Gerät. Bei den Einzeltassen geht der Trend Bentz zufolge zu Maschinen, die nicht nur für unterschiedliche Kaffeegetränke eingesetzt werden können, sondern auch für Tee, Schokolade und sogar für heiße Brühen.
Sorgen bereitet der Tochterfirma Swirl der wachsende Absatzerfolg von beutelfreien Staubsaugern. Hier werde man den Markt aufmerksam beobachten.
Nach Angaben von Finanzchef Kurt Groh haben die Mindener 2004 genutzt, um Schulden abzubauen. Die Eigenkapitalquote erhöhte sich von 28 auf 30 Prozent. 1466 der 3531 Beschäftigten arbeiten in Minden. Von 260 Stellen bei Cofresco in Minden werden in diesem Jahr 50 und bei PVG in Spenge 25 der 280 Jobs abgebaut.
Nach einem Rückgang von 40 auf 22 Millionen Euro wird Melitta 2005 den Investitionsetat wieder auf 30 Millionen Euro aufstocken. 18 bis 20 Millionen Euro kostet allein der Neubau eines Regiegebäudes an der Mindener Ringstraße. Das bestehende Backsteinhaus wird abgerissen. Darin eingeschlossen ist auch jenes aus dem Jahr 1928 stammende Gebäude, das den Ursprung Melitta in Ostwestfalen markiert. Den ursprünglichen Plan einer Schokoladenfabrik machte noch die Weltwirtschaftskrise ein Ende.
Inzwischen bereitet sich das Familienunternehmen auch auf den nächsten Generationswechsel vor. Jörg Bentz feiert 2006 seinen 65. Geburtstag und erreicht damit jenes Alter, für die der Gesellschaftervertrag an sich das Ausscheiden aus der Geschäftsführung vorsieht. Mit Claudia Tauß sowie Jero, Jara und Thomas Dominik Bentz sind bereits vier Vertreter der nächsten Generation als Kommanditisten eingebunden. Zwei dieser vier stehen Stephan Bentz zufolge bereit, sich unternehmerisch zu engagieren.

Artikel vom 26.05.2005