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»Wir bekennen unser
Geheimnis des Glaubens«

Prälat Dr. Heribert Schmitz zu Fronleichnam

»Bedrückt uns auch das Los des sicheren Todes« - dieses Wort aus der Präfation für die Verstorbenen spricht eine Wahrheit aus, die uns alle ohne jede Ausnahme betrifft. Domdechant Prälat Dr. Heribert Schmitz, Paderborn

»Wir sind mitten im Leben zum Sterben bestimmt«, so sieht es der Dichter unserer Zeit. »Was da steht, das wird fallen. Der Herr gibt und nimmt« (Lothar Zenetti, Gotteslob Nr. 655).
Aber er sagt auch dieses: »Wir sind mitten im Sterben zum Leben bestimmt; was da fällt, soll erstehen. Er gibt, wenn er nimmt.« Wie kann er das sagen? Widerspricht er sich nicht selbst?
Er kann es sagen im Blick auf das »Geheimnis des Glaubens«, das wir in jeder Eucharistiefeier nach der heiligen Wandlung bekennen: Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit«. - Das Sterben Christi schafft eine Wende. Müsste uns nicht gerade sein Tod, die Hinrichtung eines Menschen in der grausamsten aller verfügbaren Arten, müsste uns nicht gerade dieses Sterben unendlich bedrücken und uns die Ausweglosigkeit alles menschlichen Lebens vor Augen führen?
Die Liturgie, der Kirche sieht es anders, sie spricht aus, was das Innerste unseres Glaubens ausmacht. Es ist wahr, der Herr stirbt unseren Tod; er nimmt unser Sterben auf sich, aber gerade dadurch bricht er die Macht des Todes und entmachtet er den, »der die Gewalt über den Tod hat, nämlich den Teufel« (Hebr 2,14). Im Johannesevangelium ist es das Bildwort vom Weizenkorn, das uns diese Wahrheit verdeutlicht. »Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht« (Joh 12,24).
Letzte und tiefste Gewissheit in dieser Wahrheit gibt uns der Herr selbst in seinem Abschiedsmahl mit den Jüngern. In prophetischen Zeichen und deutenden Worten nimmt Jesus seinen Tod voraus. Er nimmt seinen Tod an und wandelt ihn von innen her um in ein Geschehen der Hingabe und der Liebe. »Nehmet und esset - Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird«. »Nehmet und trinket É Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird«.
In diesen Worten Jesu wird uns gleichsam die Innenseite des Kreuzestodes Jesu aufgetan, kommt es zu dem neuen Verständnis des Kreuzes. Ohne Eucharistie wäre das Kreuz bloß ein grausames profanes Ereignis; ohne Kreuz bliebe die Eucharistie bloßes Ritual.
Am Fronleichnamstag bekennen wir dieses »Geheimnis unseres Glaubens«: O heiliges Mahl, in dem Christus unsere Speise ist: Gedächtnis seines Leidens, Fülle der Gnade, Unterpfand der künftigen Herrlichkeit. Halleluja.

Artikel vom 26.05.2005