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Helle Köpfe statt Schattenkabinett

Spekulationen um Angela Merkels künftiges Team - Stoiber sicher dabei

Berlin (dpa). Angela Merkel ist noch nicht einmal offiziell zur Unions-Kanzlerkandidatin ausgerufen worden. Doch in den Schwesterparteien und in der FDP wird bereits über die mögliche Zusammensetzung von Merkels Wahlkampfmannschaft spekuliert - und über ein schwarz-gelbes Kabinett.

Obwohl Personalüberlegungen die schönsten Spekulationen sind, gehen gerade sie oft daneben. Mitunter entscheidet eher der Zufall, wer am Ende in einem Wahlteam oder in einer Kabinettsliste auftaucht.
Im Bundestagswahlkampf 2002 präsentierte der damalige Unions-Kanzlerkandidat und CSU-Chef Edmund Stoiber den Bürgern ein »Kompetenzteam«. Peter Harry Carstensen, jetzt CDU-Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, rückte zum Beispiel erst in die Formation, nachdem Stoiber gedrängt worden war, überhaupt einen Landwirtschaftsexperten zu benennen. Carstensen stand zunächst nicht auf der Liste.
Statt auf ein »Schattenkabinett«, in dem jedem Minister von Rot-Grün ein konkreter Gegenspieler der Union gegenüberstehen würde, setzt die Union im Wahlkampf auf ein möglichst breit aufgestelltes Team aus Ministerpräsidenten und anderen Spitzenpolitikern unter Führung der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel. Sie möchte damit den Willen zum Machtwechsel der ganzen Union darstellen.
Auf Namen hat sich Merkel im Vorfeld ihrer Nominierung am kommenden Montag in Berlin aber noch nicht festgelegt. Dies habe bislang nicht im Mittelpunkt ihrer Überlegungen gestanden, hieß es.
Nach einer kurzfristig anberaumten Fraktionssitzung betonte Merkel gestern, dass die Union im Wahlkampf eine ähnliche Strategie wie in Nordrhein-Westfalen fahren wolle. Sie wolle wie im zurückliegenden Wahlkampf im größten Bundesland vor allem »gemeinsam und geschlossen« in die Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner gehen.
Am Rande der Unions-Fraktionssitzung wurde unter den Abgeordneten auch über mögliche Personalien diskutiert. Allgemein wird davon ausgegangen, dass CSU-Chef Edmund Stoiber in dem Wahlkampfteam eine zentrale Rolle einnimmt und als »Superminister« für Wirtschaft und Finanzen nach einem Wahlsieg in die Bundesregierung wechselt.
Als sicher gilt, dass CSU-Landesgruppenchef Michael Glos Anwärter auf einen der Ministerposten ist. Er wird als möglicher Verkehrs- oder Verteidigungsminister angesehen. Bislang nur Spekulationen gibt hingegen über die künftige Rolle des saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller. Er komme als Innenminister oder als zweiter Superminister für Gesundheit, Soziales und Arbeit in Frage. Als Innenminister wird in erster Linie der bayerische Ressortchef Günther Beckstein (CSU) genannt. Als Kandidaten für das Familien- und Bildungsministerium werden die niedersächsische Sozialministerin Ursula von der Leyen und Baden-Württembergs Kultusministerin Annette Schavan gehandelt.

Artikel vom 25.05.2005