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Coffein-Shampoo ausverkauft

Handel von der Nachfrage nach dem Anti-Glatzen-Haarmittel überrascht

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Mann trägt länger volles Haar -Êdank der neuen Haarpflegeprodukte von Alpecin. Dem am 18. April eingeführten Coffein-Shampoo erging es wie den Bundesbahn-Fahrkarten bei Lidl: Nach kürzester Zeit waren die Regale in den Drogerien und Supermärkten leergekauft.

Nach Angaben des geschäftsführenden Gesellschafters der vor 100 Jahren gegründeten Bielefelder Unternehmensgruppe Dr. Wolff, Eduard Dörrenberg, lag es jedoch nicht an dem mittelständischen Hersteller. Der Handel habe einfach zu wenig und zu schleppend geordert. Der Urenkel des Firmengründers Dr. August Wolff weiß, was er an den Männern hat: Sie eifern immer stärker ihren südeuropäischen Geschlechtsgenossen nach und gehen inzwischen im Durchschnitt sogar häufiger (5,6 mal im Jahr) zum Friseur als die deutschen Frauen (5,5 mal -Êstatt elf mal wie vor 20 Jahren).
Der wissenschaftliche Nachweis, dass Coffein in Shampoo oder Haarwasser eine erblich bedingte Glatzenbildung mindestens verzögert, hat zudem bei Gruppen zu Nachfragen geführt, die bislang kaum oder gar nicht zur Alpecin-Klientel gehören -Êbei Frauen und bei im Ausland lebenden Männern. Für den September kündigte Dörrenberg ein »Plantur«-Haarwasser an, das mit Coffein und weiteren Substanzen auch dem weiblichen Haarausfall entgegenwirkt. Die Nachfrage aus dem Ausland bestärkt Dörrenberg zusätzlich in dem Vorhaben, die Exportquote von derzeit zehn Prozent deutlich anzuheben. Neben Benelux, Österreich und der Schweiz setzt er dabei vor allem auf Osteuropa.
In einem zweiten Geschäftsfeld beliefert Wolff unter dem Markennamen »Alcina Balance Kosmetik«Ê15 000 deutsche Friseurkunden. Ein neues Verkaufskonzept drückte den Umsatz in diesem Bereich im ersten Quartal 2005 auf 55 Prozent über Vorjahresniveau.
Im vergangenen Oktober wurde die vorher selbstständig unter einem familienfremden Manager arbeitende Schwesterfirma Dr. August Wolff ebenfalls der Führung von Dörrenberg unterstellt. Als ersten Schritt zur Sanierung des unter den Folgen der Gesundheitsreform leidenden Pharma-Unternehmens straffte dieser den Vertrieb. 50 Mitarbeiter erhielten die Kündigung. Acht neue Stellen wurden stattdessen in Forschung und Entwicklung neu geschaffen.
Im ersten Quartal 2005 profitierten die Wolff-Antibiotika von der Grippewelle. Dörrenberg will das Jubiläumsjahr -Êdie große Feier findet im September statt -Ênutzen, um das Sortiment neu zu ordnen. Geplant ist die Konzentration auf die Kernbereiche Dermatologie (Hautschutz, Kernmarke: Linola), Gynäkologie (Frauenheilkunde) und Antibiotika. Auf den Gebieten seien Akquisitionen nicht ausgeschlossen. Dagegen möchte sich Dörrenberg von den Herz-Kreislauf-Mitteln trennen.

Artikel vom 25.05.2005